KuFa-Dokumentation: Satzung des Kulturfabrik Leonberg e.V.

Satzung des Kulturfabrik Leonberg e.V. § 1 Name, Sitz, Rechtsfähigkeit Der Verein trägt den Namen Kulturfabrik Leonberg e.V. – Begegnungszentrum für Kunst, Kultur, Kreativität und Bildung. Sitz des Vereins ist Leonberg. Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. Der Verein wird ins Vereinsregister eingetragen.   § 2 Ziel und Zweck des Vereins (1) Ziel und Zweck des Vereins ist die Förderung von bürgerschaftlichem und gemeinnützigem Engagement auf den Gebieten Kunst, Kultur, Kreativität und Bildung sowie die Förderung von zwischenmenschlicher und internationaler Begegnung und Zusammenarbeit, gegenseitiger Toleranz und der Völkerverständigung. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Entwicklung kultureller Vielfalt sowie der Förderung junger Kunst- und Kulturschaffender sowie freier Kulturgruppen. (2) Verwirklicht werden sollen diese Ziele durch – Veranstaltungen u.a. in den Bereichen bildende Kunst, Fotografie, (Klein-)Kunst, Musik, Literatur, Kabarett sowie Politik, Gesellschaftspolitik und Stadtgeschichte. – Workshops, Kurse, Diskussionen, Charity-Veranstaltungen, Basare und mehr – flexible Raumangebote (Veranstaltungssaal, Ateliers, Büroraum, Coworking Space) für Vereine, Bürgerinitiativen, Künstler, Kulturschaffende u.ä. zu einem sozial vertretbaren Preis – Eintreten für Erhalt, Sanierung und Umgestaltung der „Alten Schuhfabrik“ als Standort des Begegnungszentrums Kulturfabrik – Eintreten für die Einrichtung eines Künstler-/Kultur-Cafés/Bistros im Begegnungszentrum   § 3 Gemeinnützigkeit (1) Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung. Der Verein ist selbstlos tätig; er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke. Mittel des Vereins dürfen nur für satzungsgemäße Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln des Vereins. Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck des Vereins fremd sind, oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt werden. (2) Bei Auflösung des Vereins oder bei Wegfall seines bisherigen Zwecks fällt das Vereinsvermögen an die Stadt Leonberg, die es unmittelbar und ausschließlich für gemeinnützige Zwecke, insbesondere zur Förderung von Kunst, Kultur und Bildung, zu verwenden hat.   § 4 Mitgliedschaft (1) Mitglied des Vereins kann jede natürliche und juristische Person werden, die die Satzung anerkennt und Beiträge zahlt. Über den schriftlichen Aufnahmeantrag entscheidet der Vorstand. Wird der Aufnahmeantrag abgelehnt, kann innerhalb eines Monats zur nächsten Mitgliederversammlung Berufung eingelegt werden. Die Entscheidung der Mitgliederversammlung ist endgültig. (2) Befürworter der Ziele des Vereins können sich dem Verein durch einfache Erklärung als fördernde Mitglieder ohne Stimmrecht anschließen. (3) Die Mitgliedschaft endet durch a) freiwilligen Austritt. Dieser erfolgt durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Vorstand unter Einhaltung einer einmonatigen Kündigungsfrist zum Jahresende; b) Ausschluss. Dieser kann vom Vorstand mit sofortiger Wirkung ausgesprochen werden, wenn das betreffende Vereinsmitglied gegen die Vereinsinteressen grob verstoßen hat oder seinen Beitragsverpflichtungen nicht nachgekommen ist. Das ausgeschlossene Mitglied kann innerhalb eines Monats nach Erhalt des Ausschließungsbeschlusses Berufung zur Mitgliederversammlung einlegen. Die Mitgliederversammlung entscheidet endgültig; c) Tod. d) Auflösung (im Fall einer juristischen Person).   § 5 Mitgliedsbeiträge Der jährliche Mitgliedsbeitrag wird von der Mitgliederversammlung festgesetzt.   § 6 Organe des Vereins Organe des Vereins sind a) die Mitgliederversammlung b) der Vorstand   § 7 Mitgliederversammlung (1) Oberstes Organ ist die Mitgliederversammlung. Sie findet mindestens einmal pro Jahr statt, außerdem wenn mindestens ein Fünftel der Mitglieder dies unter Angabe von Gründen beantragt. (2) Die Mitgliederversammlung entscheidet per Beschluss über a) die Wahl des Vorstandes b) die Wahl von zwei Kassenprüfer/inne/n, deren Amtszeit der des Vorstands entspricht c) die Annahme der Jahresberichte des Vorstandes und der Kassenprüfer/innen d) die Entlastung der Vorstandsmitglieder e) die Festsetzung der Mitgliedsbeiträge f) alle Anträge von Vereinsmitgliedern g) Satzungsänderungen i) die Auflösung des Vereins. (3) Mitgliederversammlungen werden vom Vorstand unter Angabe der vorläufigen Tagesordnung mindestens 14 Kalendertage vorher schriftlich einberufen. (4) Anträge zur Mitgliederversammlung müssen mindestens sieben Kalendertage vorher schriftlich beim Vorstand eingereicht werden. (5) Anträge auf Satzungsänderung oder Auflösung des Vereins müssen den Mitgliedern im Wortlaut mit der Einladung zugehen. (6) Die Mitgliederversammlung wird von einem Vorstandsmitglied geleitet. Die Mitgliederversammlung kann auch einen Versammlungsleiter wählen. (7) Die vom Vorstand vorgeschlagene Tagesordnung kann durch Beschluss der Mitgliederversammlung mit der Mehrheit der abgegebenen Stimmen geändert oder ergänzt werden. (8) Jede ordnungsgemäß eingeladene Mitgliederversammlung ist beschlussfähig. Beschlüsse werden mit einfacher Stimmenmehrheit der erschienenen Mitglieder gefasst. Bei Stimmengleichheit gilt ein Antrag als abgelehnt. (9) Zu Satzungsänderungen ist eine Mehrheit von zwei Dritteln, zu Änderungen des Vereinszwecks und zur Auflösung des Vereins eine solche von drei Vierteln der anwesenden Mitglieder erforderlich. Der Vorstand ist ermächtigt, Änderungen und Ergänzungen der Satzung vorzunehmen, die aufgrund Beanstandung durch das Registergericht notwendig werden.   § 8 Vorstand (1) Der Vorstand im Sinne des §26 BGB besteht mindestens aus dem/der Vorsitzenden, dem/der Stellvertretenden Vorsitzenden und dem/der Kassenwart/in. Jeweils zwei Vorstandsmitglieder, von denen eines der/die Vorsitzende oder der/die Stellvertretende Vorsitzende oder der/die Kassenwart/in ist, sind gemeinsam vertretungsberechtigt. (2) In den Vorstand können weitere Vereinsmitglieder gewählt werden, die Aufgaben übernehmen und ebenfalls stimmberechtigt sind (erweiterter Vorstand). (3) Der Vorstand ist ehrenamtlich tätig, leitet den Verein und führt die laufenden Vereinsgeschäfte sowie die von der Mitgliederversammlung übertragenen Aufgaben aus. (4) Der Vorstand wird von der Mitgliederversammlung für ein Jahr gewählt. Er bleibt in jedem Fall bis zu einer Neuwahl im Amt.   § 9 Protokollierung von Beschlüssen Die Beschlüsse von Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen sind unter Angabe von Ort, Datum und Abstimmungsergebnissen zu protokollieren. Das Protokoll der Mitgliederversammlung ist vom jeweiligen Versammlungsleiter und dem/der Protokollführer/in zu unterzeichnen. Leonberg, 20.10.2021 Satzungsänderung in § 7 (9) und § 8 (1) beschlossen auf der Mitgliederversammlung vom 09.03.2022.

Gegründet: Verein löst Initiative ab

Gegründet: Verein löst Initiative ab Im neuen Verein Kulturfabrik Leonberg engagieren sich auch Außenstehende Am 20. Oktober 2021 haben zwölf engagierte Bürgerinnen und Bürger in der alten Schuhfabrik den Verein „Kulturfabrik Leonberg“ gegründet. Der vollständige Vereinsname lautet „Kulturfabrik Leonberg – Begegnungszentrum für Kunst, Kultur, Kreativität und Bildung“. Derzeit läuft die Eintragung ins Vereinsregister. Bis der Bescheid vom Registergericht vorliegt, trägt der Verein den Zusatz „e.V. i. Gr.“, das heißt „eingetragener Verein in Gründung“. Anschließend soll die Gemeinnützigkeit beantragt werden. Vom Haus der Künstler zur Kulturfabrik für alle Rein formal tritt der Verein Kulturfabrik Leonberg die Nachfolge der vor zwei Jahren gegründeten Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) an. Allerdings gibt es wichtige Unterschiede zwischen beiden. Zunächst fällt auf, dass das Wort „Künstlerhaus“ nicht mehr vorkommt. Wir haben uns dazu entschlossen, den Begriff Künstlerhaus im Vereinsnamen wegzulassen. Nicht weil wir die seit 40 Jahren maßgeblich von Künstler/inne/n geprägte Geschichte der Schuhfabrik unter den Teppich kehren wollen, sondern weil wir damit einen Neuanfang in der zukünftigen Ausrichtung des Hauses deutlich machen wollen. Wir gehen davon aus, dass Künstlerinnen und Künstler auch weiterhin den Betrieb im Haus mit ihren Ideen, Werken und Aktionen bereichern. Aber nicht nur sie. Denn gemäß unserer Vision von der Kulturfabrik soll das Haus künftig auch anderen Kulturschaffenden und Kulturinteressierten, Einzelpersonen ebenso wie ganzen Vereinen, Raum für kreative Aktivitäten bieten. So steht es in unserer Vereinssatzung, auf die weiter unten näher eingegangen wird. Dementsprechend – und das ist ein weiterer Unterschied zur Initiative – gehören neben aktuellen Hausnutzer/inne/n auch bislang außenstehende Kulturschaffende und interessierte Bürger/innen aus Stadt und Region zu den Gründungsmitgliedern. Siebenköpfiger Vorstand Wie groß das Engagement der Gründungsmitglieder ist, zeigt die Tatsache, dass sich sieben von ihnen in die Vorstandsarbeit einbringen. Mit vereinten Kräften wird sich dieser Vorstand nun darum kümmern, dass das Projekt Kulturfabrik, soweit dies auch vor der Sanierung schon möglich ist, mit Leben erfüllt wird. Den engeren, vertretungsberechtigten Vorstand bilden Chris Heinemann als Vorsitzender, Carina Straub als zweite Vorsitzende und Karin Albrecht als Kassenwartin. Den erweiterten Vorstand vervollständigen Tobias Kegler, Matthias Bauersachs, Brigitte Guggenbiller und Marei Drassdo. Der Vorstand ist auf ein Jahr gewählt. Ehrgeizige Vereinsziele Die rund einstündige Gründungsversammlung in der Galerie im Künstlerhaus war das Ergebnis eines über fünf Monate intensiv geführten Diskussionsprozesses. Bis zur letzten Minute wurde lebhaft auf verschiedenen Kanälen über die Vereinssatzung diskutiert. Mit der „Förderung von bürgerschaftlichem und gemeinnützigem Engagement auf den Gebieten Kunst, Kultur, Kreativität und Bildung“ sowie der „Förderung von zwischenmenschlicher und internationaler Begegnung und Zusammenarbeit, gegenseitiger Toleranz und der Völkerverständigung“ hat sich der Kulturfabrik-Verein ehrgeizige Ziele gesetzt. In der einstimmig beschlossenen Satzung heißt es weiter, dass ein besonderes Augenmerk „der Entwicklung kultureller Vielfalt sowie der Förderung junger Kunst- und Kulturschaffender sowie freier Kulturgruppen“ gilt. Raumangebote für Vereine und BI´s Verwirklicht werden sollen diese Ziele durch Veranstaltungen beispielsweise in den Bereichen bildende Kunst, Fotografie, (Klein-)Kunst, Musik, Literatur, Kabarett sowie Politik und Stadtgeschichte. Flexible Raumangebote zu einem sozial vertretbaren Preis für Vereine, Bürgerinitiativen, Künstler und Kulturschaffende sollen Workshops, Kurse, Diskussionen, Charity-Veranstaltungen, Basare und mehr ermöglichen. Um dies zu erreichen, treten die Vereinsmitglieder für Erhalt, Sanierung und Umgestaltung der „alten Schuhfabrik“ zum angestrebten Begegnungszentrum Kulturfabrik ein. Die Vereinsmitglieder treten außerdem für die Einrichtung eines Künstler-/Kultur-Cafés oder -Bistros im Begegnungszentrum ein. Kulturprogramm für alle Bürger/innen Bereits in unserem im September 2020 veröffentlichten Konzeptvorschlag für die künftige Nutzung der alten Schuhfabrik als „Begegnungszentrum für Kunst und Kultur“ hatten wir die Gründung eines Vereins in Aussicht gestellt, sobald der Gemeinderat über die Zukunft des Gebäudes entschieden hat.  Allerdings wurde uns schon während der Gespräche in der Projektgruppe zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2021 klar, dass es nötig sein würde, möglichst bald mit einer Vereinsgründung unsere Entschlossenheit und die künftige Ausrichtung auf ein alle Bürger/innen ansprechendes Kulturprogramm zu unterstreichen.  

„Kulturelle Angebotslücke schließen“

Nachgefragt: Kunst- und Kulturinteressierte über die Vereinsgründung „Kulturelle Angebotslücke schließen“ Allmählich macht in Stadt und Region die Nachricht vom neuen Kulturfabrik Leonberg e.V. i.Gr. die Runde. Wir haben schon mal einige kunst- und kulturinteressierte Menschen aus Leonberg nach ihrer Meinung zu unserer Vereinsgründung gefragt.   Jessica Emminghaus, Musikerin Ich denke, dass der Verein Kulturfabrik das kulturelle Leben in Leonberg in vielfältiger Weise bereichern kann, indem er Menschen mit unterschiedlichem Alter und unterschiedlichsten Hintergründen über die Kunst und die Kultur zusammenbringt. Die Kulturfabrik kann zukünftig ein Ort sein, an dem sich jeder einbringen und wohlfühlen kann.       Wieland Storek, ehemals stv. Vorsitzender Galerieverein Leonberg Man hört immer wieder die Meinung, man habe mit Galerieverein und Stadthalle bereits ausreichende Kulturstätten und brauche keine weiteren in Leonberg. Diese Argumente laufen ins Leere! Die Schuhfabrik, mit neuem und noch besser passendem Namen Kulturfabrik, soll vielmehr in Ergänzung zu Galerieverein und Stadthalle eine Begegnungsstätte für kultur- und kunstinteressierte Menschen sein, die einen Dialog mit Gleichgesinnten suchen, die Freude an Bildern, Skulpturen, aber auch an Literatur, an Jazz, an Kleinkunst haben.     Gudrun Sach, Grüne-Fraktion im Leonberger Gemeinderat Eine lebenswerte Stadt besteht nicht nur aus kühlen Wohnblocks, Straßen und Geschäften, sondern auch aus Räumen, wo man/frau sich treffen, Ideen entwickeln und kreativ werden kann. Das Areal aus Alter Schuhfabrik, Steinturnhalle und dem Platz dazwischen (dann mit weniger Autos und mehr Bäumen) ist ideal für solch eine Art von Quartiersarbeit in aller Vielfalt und für alle Altersgruppen, angefangen mit der Jugendkunstschule. Deshalb freue ich mich sehr, dass sich jetzt ein Verein „Kulturfabrik Leonberg“ gegründet hat – es lebe die Eigeninitiative!   Oliver Graf, Fotostudio Oliver Graf Kultur ist wichtig in einer Stadt, sie eint die Menschen. Und in diesem Zusammenhang sind der Verein zum Erhalt der Schuhfabrik und die Ideen, die dahinterstehen, eine tolle Sache.           Sonja Ontrup-Wendel, Malgruppe K-maeLeon Ich finde es gut, dass es jetzt einen Verein Kulturfabrik in Leonberg gibt. Damit wird endlich sichtbar, wie groß die Unterstützung bei den Bürgerinnen und Bürgern für ein solches Begegnungszentrum ist. Denn es gibt eine kulturelle Angebotslücke zwischen Stadthalle und Spitalhof, die die künftige Kulturfabrik schließen sollte: von Kleinkunst über Musik bis zu kleinen Ausstellungen.     Frithjof Gänger, Vorsitzender des Jazzclub Leonberg Die Gründung des Vereins Kulturfabrik Leonberg ist ein weiterer Baustein, die Rolle der Kultur im gesellschaftlichen Gefüge zu stärken. Joseph Beuys, den ich noch persönlich kennenlernen durfte, erkannte: „Die Kunst ist das Bild des Menschen selbst. Das heißt, indem der Mensch mit der Kunst konfrontiert ist, ist er im Grunde mit sich selbst konfrontiert.“  

Entschieden: Sanierung ja, aber …

Entschieden: Sanierung ja, aber … Der Doppelbeschluss des Gemeinderats zur Zukunft der alten Schuhfabrik Nach mehrmaliger Verschiebung hat der Leonberger Gemeinderat am 27. Juli 2021 entschieden, wie es mit dem Anwesen alte Schuhfabrik weitergehen soll. Am Ende einer rund einstündigen, kontroversen Debatte wurden zwei Beschlüsse gefasst. Beschluss 1: Erfolg für Initiative Im ersten Beschluss sprach sich eine große Mehrheit dafür aus, die alte Schuhfabrik teilweise zu sanieren. Damit ist der über längere Zeit drohende Komplettabriss vorerst vom Tisch. Das ist erfreulich und kann als Teilerfolg unserer Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) gewertet werden. Unser beharrlicher Einsatz für eine Sanierung der alten Schuhfabrik, zuletzt in der vom Gemeinderat eingesetzten Projektgruppe, hat sich gelohnt. Mit ihrem Beschluss über die Teilsanierung folgten die Stadträte einem von Baubürgermeister Klaus Brenner in der zweiten Projektgruppensitzung am 19. Mai 2021 eingebrachten Vorschlag. Dieser stellte sich als Kompromiss dar zwischen der von einigen Stadträten erhobenen Forderung nach Komplettabriss einerseits sowie dem Wunsch der Initiative nach Komplettsanierung andererseits. Schattenseite: Vorderhaus wird abgerissen Bei einem Kompromiss gibt es neben Licht auch Schatten. Wie in der Vorlage zur entscheidenden Gemeinderatssitzung am 27. Juli 2021 auf Seite 4 nachzulesen ist, soll dem Planungsszenario 4 zufolge nur der mittlere, aus dem Jahr 1898 bzw. 1910 stammende Fabrikbau saniert werden. Dagegen soll der Westbau, womit das viel ältere und historisch bedeutendere Vorderhaus an der Eltinger Straße gemeint ist, in dem seit 1996 das Fachgeschäft BILD+RAHMEN existiert, zugunsten eines breiteren Fuß- und Radwegs abgerissen werden. Das Vorderhaus könnte durch einen neuen, schmaleren Vorbau zur Erschließung des gesamten Gebäudes – beispielsweise über ein neues Treppenhaus mit Fahrstuhl – ersetzt werden. Anders der Ostbau, sprich der hintere Fabrikanbau mit den Ateliers, der ersatzlos wegfallen soll, um einem schon länger geplanten Fußweg von der Seedamm- zur Steinstraße Platz zu machen. Allerdings gab es gegen den Abriss des Hinterhauses auch Einwände, unter anderem weil die Begründung, die Bausubstanz sei morsch, nicht auf sicheren Füßen zu stehen scheint. Wie weiter aus der Gemeinderatsvorlage hervorgeht, soll auch das bisher ungenutzte Dachgeschoss abgetragen und durch ein sogenanntes „Staffelgeschoss“ ersetzt werden. Ein solches Staffelgeschoss dient in der Regel Wohnzwecken. Elemente aus Kulturfabrik-Konzept Die Freude über den Teilerfolg wird also durch den Wermutstropfen getrübt, dass die Initiative ihr ursprüngliches Ziel, die Schuhfabrik als Gesamtensemble zu erhalten, nicht erreicht hat. Das ist sehr bedauerlich und wird der Bedeutung des Vorderhauses für die Stadt-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in keiner Weise gerecht. Leider nimmt der Abriss-Beschluss auch keinerlei Rücksicht auf die bei BILD + RAHMEN vorhandenen Arbeitsplätze, die nun in höchstem Maß gefährdet sind. Zugleich könnte ein Hinweis in der Gemeinderatsvorlage auch Anlass zur Hoffnung geben. „Übergreifend über alle vorgestellten Szenarien hinweg“ sei „für alle Beteiligten (der vom Gemeinderat eingesetzten Projektgruppe) wichtig“, dass „die Maßnahme Eltinger Straße 11, alte Schuhfabrik, (..) immer unter Einbeziehung einer gesamtstädtebaulichen Betrachtung zu bewerten und anzugehen“ sei. Sowohl die Steinturnhalle, der Platz vor und zwischen den Gebäuden alte Schuhfabrik und Steinturnhalle, der vorhandene Straßenraum sowie das Postareal seien „planungsrelevant“ und erforderten „eine städtebauliche Gesamtkonzeption“. Dies käme unserer Idee entgegen, wonach alte Schuhfabrik und Steinturnhalle Teile eines gemeinsamen Kulturareals Steinstraße werden und der bisherige Parkplatz vor der Steinturnhalle zu einem beide Gebäude verbindenden Platz mit Aufenthaltsqualität umgestaltet werden könnte. Leider kam dieser Aspekt jedoch in der Debatte während der Gemeinderatssitzung völlig zu kurz. Wachsamkeit tut Not Freilich gilt es zu beachten: Bis ein Planungsszenario Verbindlichkeit erlangt, müssen noch zahlreiche verwaltungstechnische und politische Hürden genommen werden. In jedem dieser Schritte kann die ursprüngliche Idee verwässert oder gar gekippt werden. Beschluss 2: Investor soll´s richten Als erstes Hindernis auf dem Weg zur Kulturfabrik könnte sich schon bald der in derselben Sitzung gefasste zweite Gemeinderatsbeschluss herausstellen. In der vorangegangenen Aussprache hatten sich Fraktionsvertreter von Freien Wählern, CDU und auch SPD vehement gegen eine Sanierung auf städtische Kosten gewandt. Anschließend votierte die Mehrheit bei sechs Gegenstimmen und sechs Enthaltungen dafür, das Anwesen alte Schuhfabrik zum Erwerb durch einen Investor auszuschreiben. Dies mit der Vorgabe, dass ein künftiger Investor sich an die beschlossene Teilsanierung inklusive Teilabriss hält. Zugleich soll vertraglich fixiert werden, „dass die Künstler an Bord bleiben“, wie es Oberbürgermeister Martin G. Cohn formulierte. Was ist davon zu halten? Offen für alternative Finanzierung Zur Erinnerung: Wir haben uns bereits in unserem Konzept-Vorschlag grundsätzlich offen für alternative Finanzierungsmodelle gezeigt. Bedingung: Diese müssen geeignet sein, das Ziel Kulturfabrik zu erreichen und einen unabhängigen Kulturbetrieb zu gewährleisten. Dass dies auf dem Weg über einen Privateigentümer gelingen könnte, ist zwar nicht restlos ausgeschlossen (siehe das Beispiel des letzten Fabrikbesitzers Erich Hägele), muss aber unter den Bedingungen der herrschenden Marktgesetze als eher unwahrscheinlich angenommen werden. Zweifel an Investoren-Lösung Der Doppelbeschluss des Gemeinderats hat also einen Pferdefuß. Ein privater Investor ist ja in der Regel bestrebt, mit seiner Investition größtmöglichen Gewinn zu erwirtschaften. Mit der nichtkommerziellen Ausrichtung einer „Kulturfabrik“ ist das aber nicht erreichbar. Auch ist schwer vorstellbar, wie sich im Dachgeschoss angedachte Wohnungen mit einem lebendigen Kulturbetrieb, vor allem in den späten Abendstunden, auf Dauer vertragen. Zudem steht zu befürchten, dass ein Investor sich nicht mit wenigen Dachwohnungen zufriedengeben wird, sondern über kurz oder lang mehr kommerziell verwertbare Flächen in weiteren Etagen, etwa zur Schaffung hochpreisiger Appartements oder Büros, einfordern wird. Das aber ist angesichts des erst jüngst direkt gegenüber auf Layher- und Postareal gebauten und noch geplanten Wohnraums das Letzte, was an diesem Standort gebraucht wird.

„Eine Stadt ohne lebendige Kulturszene ist tot“

Interview: Der Maler Matthias Keller über die Gründung des Vorläufers der heutigen VHS-Kunstschule und seine Zeit in der alten Schuhfabrik „Eine Stadt ohne lebendige Kulturszene ist tot“   Herr Keller, wie geht es Ihnen als Künstler in diesen nicht enden wollenden Corona-Zeiten? Matthias Keller: Unterschiedlich. Die eigene Zeiteinteilung in der Isolation kommt mir entgegen. Ich sag immer, ich komm mir vor wie ein Mönch auf Zeit. Das war eigentlich schon immer ein Wunsch von mir: Ich wollte immer mal ins „Kloster auf Zeit“. Jetzt bin ich da auf andere Weise hingelangt. Die Zurückgezogenheit hat meine persönliche künstlerische Arbeit enorm vorangebracht. Ich bin ja Frühaufsteher und arbeite, bis ich müde bin. Aber Isolation auf Dauer ist natürlich auch nicht gut: keine Ausstellungen, keine Treffen mit Freunden … … und auch kein Kunstunterricht mehr? Sie haben doch in Leonberg seinerzeit die Jugendkunstschule gegründet, war die Kunstpädagogik nicht immer ihr Steckenpferd? Ja. Mit meinen Kunstschülern mache ich momentan Homeschooling. Das kann ich mir in meinem Fach gut einteilen. Was ich aber auch erlebe, sind geradezu sintflutartige Überfälle meiner Schüler auf mein E-Mail-Konto, wenn sie mir ihre Arbeiten schicken. Die muss ich alle bearbeiten, bewerten und anschließend mit ihnen besprechen. Auf digitalem Weg kostet das alles sehr viel Zeit. Wie war das eigentlich damals, als Sie in Leonberg mit dem Kunstunterricht angefangen haben? Das war nach unserem Auszug aus der alten Schuhfabrik 1987. Ich hatte da ja sechs Jahre lang zusammen mit anderen mein Atelier. Der damalige Leonberger Kulturamtsleiter Dr. Wulff hat mir danach vorgeschlagen, ein Konzept für eine Jugendkunstschule zu entwerfen. Da ich´s nicht so mit Konzepten habe, habe ich die Jugendkunstschule gleich selbst eröffnet. Wo und was haben Sie unterrichtet und wer war noch dabei? Mit den ersten Kursen haben wir im ersten Halbjahr 1988 angefangen. Dazu wurden uns zwei Unterrichtsräume mit kleinem Büro in der Schulbaracke im Hof des Albert-Schweitzer-Gymnasiums zugewiesen. Die Baracke war extra für die geburtenstarken Jahrgänge errichtet worden. Mir fielen die Leitungsaufgaben zu, aber ich habe auch selbst Malkurse gegeben. Die etwa zehn Kursleiter habe ich unter meinen damaligen Mitstudenten der Stuttgarter Kunstakademie und ausgebildeten Künstlern angeworben. Zum Beispiel hat Heide Biehlmeier, die Schwester des Leonberger Malers und Bildhauers Hans Daniel Sailer, damals einen Töpfer-Kurs gegeben. Wie haben Sie sich finanziert? Die Kunstkurse liefen über die Volkshochschule und meine Stelle wurde durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bezahlt. Damit konnte man aber keine Familie ernähren. Warum haben Sie der Jugendkunstschule wieder den Rücken gekehrt? Das Problem war, dass ich immer vor Kursbeginn und zur Planung des neuen Semesters viel zu organisieren hatte. Sobald die Kurse liefen, hätte ich durch eine flexiblere Arbeitszeit konstruktiver arbeiten können, musste aber präsent sein und meine Zeit absitzen. Wenn man mir ein bisschen mehr Freiheit gegeben hätte, hätte ich diese „Leerlaufzeiten“ zum Beispiel für den Besuch anderer Kunstschulen, für das Treffen beziehungsweise Anwerben neuer Dozenten und teilweise für meine künstlerische Arbeit nutzen können. Aber meine Versuche, mit der Stadt und der VHS über gleitende Arbeitszeiten zu verhandeln, blieben ohne Ergebnis. Deshalb und aus finanziellen Gründen bin ich im September 1989 ausgestiegen. Meine Nachfolgerin hatte bei der Arbeitszeitregelung mehr Erfolg. Wenn Sie heute auf Ihre Gründung zurückblicken, würden Sie sagen, Sie haben dennoch etwas erreicht? Ja, denn es gibt die Jugendkunstschule heute immer noch, wenn auch unter verändertem Namen als VHS-Kunstschule. Wenn Sie auf einzelne Schüler anspielen: Spontan fällt mir eine ehemalige Kunstschülerin ein, die heute am Zentrum für Kunst und Medien, dem ZKM in Karlsruhe, arbeitet. Bei der haben meine Kurse sicher Spuren hinterlassen. (schmunzelt) Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie vor der Schulgründung zusammen mit anderen in der alten Schuhfabrik künstlerisch aktiv waren. War es Ihre Idee, dort Räume für Ateliers anzumieten? Nein, die Initiative ging von Bernd Mack und zwei, drei anderen Kunststudenten aus Stuttgart aus. Diese haben in Leonberg rumgefragt, wer noch ein Atelier braucht. 1981 haben wir dann auf eigene Kosten das zweite Obergeschoss der alten Schuhfabrik renoviert und dort Ateliers eingerichtet. Da ich in Leonberg aufs Kepler-Gymnasium gegangen bin, hat mich mein früherer Kunsterzieher Wolfgang Schäfer angesprochen, ob wir zusammen ein Atelier mieten wollen. Ich war damals 21 Jahre alt und hatte gerade angefangen, an der Kunstakademie in Stuttgart zu studieren. Weil ich weiter in Leonberg in der Keplerstraße wohnte, war es für mich praktisch, zum Malen nicht immer nach Stuttgart fahren zu müssen. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Zeit? Nach den ersten Ausstellungen haben wir den „Glaskasten e.V.“ gegründet, damit wir Zuschüsse von der Stadt bekommen konnten. Der Name „Glaskasten“ steht ja immer noch auf dem Klingelschild am Hofeingang und über der Zugangstür vom hinteren Treppenhaus. Wieso haben Sie den Verein eigentlich Glaskasten genannt? Gibt es noch dieses verglaste Abteil in einem der Räume im zweiten OG? Ja, wo Sie es sagen … Sehen Sie, danach haben wir unseren Verein benannt. Wir haben diesen Glaskasten damals so belassen, wie wir ihn vorgefunden haben. Wer war außer Ihnen noch im Glaskasten-Verein aktiv? Da waren zum Beispiel der Bildhauer und Maler Johannes Kares, der Maler, Grafiker und Holzschnitt-Künstler Rolf Hausberg, der Goldschmied Konrad Hoog, die Malerin und Hutmacherin Charlotte Scheffel, der Siebdrucker Sebastian Klotz, der Kunstmaler Jochen Stahl, Erich Härtig und der schon erwähnte Wolfgang Schäfer. Aus künstlerischer Sicht betrachtet: Welche Bedeutung hatte für Sie Ihre aktive Zeit in der alten Schuhfabrik? Eine sehr, sehr große Bedeutung. In der alten Schuhfabrik ist der Grundstein für meine heutige künstlerische Tätigkeit gelegt worden. Ich war damals der Jüngste und konnte mir bei den Älteren Ratschläge holen. Vor allem bei Johannes Kares, den ich heute als meinen wichtigsten Lehrmeister betrachte. Handwerklich habe ich viel von Rolf Hausberg gelernt. Wir haben viel gearbeitet und tolle Feste gefeiert, die sich bis nach Stuttgart und Tübingen rumgesprochen haben. Wir hatten Theaterleute und Musiker zu Besuch. Pro Jahr haben wir bis zu neun Ausstellungen gemacht, auch mit auswärtigen Künstlern, die damals noch unbekannt waren und heute teilweise große Namen haben. War der Fabrikbesitzer auch mal unter den Gästen? Ja, an Erich Hägele erinnere ich mich als wär´s ein Film. Er war ein echter, aufrichtiger schwäbischer Fabrikant,

Erprobt: Vorgeschmack auf die Kulturfabrik

Erprobt: Vorgeschmack auf die Kulturfabrik Zur „Kleinen Langen Kunstnacht“ gab es in der Schuhfabrik Kunst mit Live-Musik und Wortakrobatik Bei der spontan ins Leben gerufenen „Kleinen Langen Kunstnacht“, kurz KLaKuNa, Ende Juli 2021 konnten die Besucher einen ersten Vorgeschmack dessen bekommen, was sie in einer künftigen Kulturfabrik erwartet. Trotz ultrakurzer Vorbereitung und pandemiebedingten Hygiene-Vorschriften hatten die Aktiven der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) eine einzigartige Kooperation auf die Beine gestellt. Gleich nach dem „Einchecken“ im Hof des seitherigen Künstlerhauses wurden die Kunstfans von Live-Musik des Liedermachers Markus Klohr empfangen, der auf einem improvisierten Podium eigene Songs zur rockig gespielten Gitarre präsentierte. In den Pausen unterhielt die Slam-Poetin Therese Degen die Zuhörer mit mal nachdenklichen, mal amüsanten, mitunter grotesken Texten aus der eigenen Feder. Engagiert hatte die beiden Künstler das IKKL-Mitglied, der Gebersheimer Kleinkunstveranstalter Werner Holler, der sich mit seiner wandernden Kukuksbühne in der Region einen Namen gemacht hat.     Als ein Gewitter aufzog, verlagerte sich die Veranstaltung in eines der drei Ateliers in der Schuhfabrik. Dort und in den Nachbarräumen im zweiten Obergeschoss gingen Klangkunst und Wortakrobatik im weiteren Verlauf eine wunderbare Liaison auf Zeit mit der visuellen Kunst ein: Während die Wortspiele und Songtexte der beiden Tonkünstler nicht selten zum Schmunzeln animierten, wanderten die Blicke beispielsweise über farbenfrohe Gouachen zum Thema Weinberge von Brigitte Guggenbiller, konnten verweilen auf humorvollen „Wimmelbildern“ von Edeltraud Eisenhardt, neuen Porträts von Thomas Lang oder expressiven Landschaften von Karin Albrecht, bevor sie vielleicht eintauchten in abstrakte Farbkompositionen „nach der Natur“ von Hannelore Schulz, originelle Zeichnungen von Sabine Rempp oder die von Chris Heinemann neuerdings präsentierten großformatigen Fotografien mit jahreszeitlichen Impressionen rund um die alte Schuhfabrik. Kurzum: Den Besucher/innen bot sich ein rundes audiovisuelles Kulturerlebnis mit vielerlei Facetten, das erahnen ließ, welche breit gestreuten Möglichkeiten für Cross-over- oder Spezialthemen im kleinen Rahmen sich einem kunst- und kulturinteressierten Publikum in Zukunft noch bieten werden.

„Jegliche Inspiration von außen fehlt“

Nachgefragt: Kulturschaffende aus Leonberg und der Region über ihr Leben in der Coronakrise „Jegliche Inspiration von außen fehlt“ Wie im ganzen Land sind auch in Leonberg und der Region Kulturschaffende durch die Corona-Kontaktbeschränkungen der vergangenen zwölf Monate massiv in ihrer Berufsausübung beeinträchtigt. Viele leiden unter stornierten Aufträgen und fehlender Live-Rückkopplung. Wer nicht genügend auf der hohen Kante hat, sieht sich womöglich mit Existenznöten konfrontiert. Wir haben – quer durch die Kultursparten – mit Akteuren in Leonberg und der Region gesprochen, über ihren Alltag, ihre Sorgen, ihre Wünsche und ihre Pläne für die Nach-Corona-Zeit.   René Brixel, selbstständiger Videoproduzent und Bassist bei der Band „Karma Addon“, Leonberg Wie geht es Ihnen mit den Corona-Beschränkungen? Ich muss leider sagen: schlecht. Unsere Hauptkunden sind Unternehmen, die wegen der Pandemie vorsichtiger agieren. 100 Prozent unserer Aufträge für Veranstaltungsvideos sind weggebrochen.  Und auch meine Tätigkeit als Musiker ist fast vollständig zum Erliegen gekommen. Als vor einem Jahr der erste Lockdown kam, waren wir mitten in einer EP-Produktion, das stockt alles. Mein Bass setzt schon Staub an. Mir fehlt oft die Lust, zu spielen, weil jegliche Inspiration von außen fehlt. Was fehlt Ihnen momentan am meisten? Mir fehlen vor allem die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und das kreative Umfeld wie Konzert- und Kinobesuche, der Gang ins Fitnessstudio oder dass man sich mal nach Feierabend mit all seinen Freunden zum Grillen treffen kann. Was wünschen Sie sich in dieser Situation? Dass ich mich hoffentlich bald wieder ohne zahlenmäßige Kontaktbeschränkung mit Freunden treffen kann, das wär mir das Wichtigste. Und dann natürlich, dass der Kulturbereich, aus dem man seine eigenen kreativen Ideen schöpft, wieder in Gang kommt. Was planen Sie für die Nach-Corona-Zeit? Momentan nichts. Das letzte halbe Jahr hat ja gezeigt, dass nichts möglich war. Ich will nicht wieder enttäuscht werden.   Hans Daniel Sailer, Maler und Bildhauer, Höfingen Wie geht es Ihnen mit den Corona-Beschränkungen? Da ich als Bildhauer ein sehr kontemplatives Leben führe, betrifft mich Corona eigentlich nicht. Ich arbeite sogar mehr als vorher, weil es allgemein ruhiger ist. Natürlich besuchen mich weniger Leute, aber ich bin es als Bildhauer gewöhnt, lange Phasen ohne Außenkontakt zu arbeiten. Was fehlt Ihnen momentan am meisten? Ich verspüre vor allem einen Mangel an kulturinteressierten Menschen im Gemeinderat. Was wünschen Sie sich in dieser Situation? Nach meinen Erfahrungen würde ich mir wünschen, dass die Kulturmanager nicht behaupten, sie wüssten, wie Kunst geht. Was Kunst darf oder nicht, entscheide ich als Künstler. Dabei nehme ich gerne in Kauf, dass es nicht allen gefällt. Was planen Sie für die Nach-Corona-Zeit? Ich habe in den letzten Jahren in meinem Atelier einiges Neue geschaffen. Das werde ich irgendwann präsentieren. Wo, weiß ich noch nicht, damit lasse ich mir Zeit. Planen tue ich nicht. Wenn man gute Geister weckt, finden sie ihren Weg.   Werner Holler, Kultur-Impressario, Gebersheim Wie geht es Ihnen mit den Corona-Beschränkungen? Wir haben im März vor einem Jahr unsere Kuckucksbühne vorläufig zugemacht. Die Einbußen infolge der Absagen hielten sich in Grenzen. Dadurch, dass ich noch ein anderes Standbein habe, sind wir zum Glück nicht in Existenznöte geraten. Was fehlt Ihnen momentan am meisten? Es fehlt eine Perspektive. Überall warten Künstler auf Auftritte, aber mir fehlt die Planungssicherheit. Den Kleinkunstbereich wieder hochzufahren, braucht doch eine längere Vorlaufzeit. Und es braucht mutige Leute in den Locations vor Ort, die das dann auch durchziehen. Was wünschen Sie sich in dieser Situation? Ich wünsche mir mehr Mut auf den Amtsstuben, auch mal besondere Ideen zuzulassen, wenn ein gutes Schutzkonzept vorliegt. Denn Corona wird es auch noch in ein paar Jahren geben. Wir können aber nicht warten, bis irgendwann mal die Infektionsgefahr auf null gesunken ist. Es gibt ja wissenschaftliche Studien, wonach das Ansteckungsrisiko in Theatern und zum Beispiel in der Oper unter bestimmten Voraussetzungen sehr gering ist. Diese Erkenntnisse sollte man langsam mal umsetzen und angepasste Kulturformate entwickeln. Was planen Sie für die Nach-Corona-Zeit? Wie gesagt, es wird vorerst keine Nach-Corona-Zeit geben. Diese Viren werden nach wie vor da sein, wir müssen das Kulturleben daran anpassen. Vermutlich wird sich das Kulturleben mehr in den Sommer verlagern. Ich plane jedenfalls vorerst nur für die warme Jahreszeit. Vielleicht haben wir künftig auch Verträge mit Corona-Ausstiegsklauseln. Und wenn wir jeweils nur halb so viele Besucher zulassen können, werden wir wohl auch die Eintrittspreise etwas anheben müssen.   Christine Rummel, Textilkünstlerin, Fundus, Leonberg Wie geht es Ihnen mit den Corona-Beschränkungen? Ich bin sehr dankbar, dass ich mir momentan finanziell keine Sorgen machen muss. Was nicht heißt, dass ich auf großem Fuß leben kann. Erstaunlich ist, dass sich für mich ausgerechnet im zurückliegenden Corona-Jahr so viele neue Ausstellungs- und Entwicklungsoptionen ergeben haben wie nie zuvor. Zum Beispiel wurde ich bei einer Textil-Biennale in Santiago de Chile, die erstmals online veranstaltet wurde, mit dem zweiten Platz ausgezeichnet, eine wundervolle Überraschung. Für mich war es ein beindruckendes Jahr. Was fehlt Ihnen momentan am meisten? Auch wenn ich digitale Alternativen für Ausstellungsbesuche, Studiengruppentreffen, Fortbildungen und private Zusammenkünfte nutze und sie als Bereicherung empfinde, ersetzen sie dennoch nicht das unmittelbare Erleben und den physischen Kontakt zu meinen Künstlerkolleginnen, Familie und Freunden. Das fehlt mir hin und wieder. Was wünschen Sie sich in dieser Situation? Jeder neue Tag  bedeutet für mich geschenkte Zeit, schon aus diesem Grund ist annähernd jeder Tag ein wertvoller und guter.  Über die persönlich-menschlichen und  künstlerischen  Erkenntnisse und Reflexionen hinaus wünschte ich mir, den mit allen Sinnen erlebenden konstruktiven Austausch unter Gleichgesinnten.     Was planen Sie für die Nach-Corona-Zeit? Das vergangene Jahr hat mich in vielerlei Hinsicht gelehrt, dass sich viele Dinge anders entwickeln, als sie im Voraus geplant waren.  Ich werde diese Zeit auf mich zukommen lassen, meiner Intuition folgen und mich weiterhin meinen Themen auf textilkünstlerische Weise annähern.   Guido Rettenmaier, Inhaber Galerie 116, Leonberg Wie geht es Ihnen mit den Corona-Beschränkungen? Schlecht. Wir dürfen nicht aufmachen und alle geplanten Messen wurden abgesagt. Das bedeutet: Wir haben natürlich Kosten, aber keine Umsätze. Zum Glück habe ich früher etwas gespart. Aber irgendwann ist die Grenze natürlich erreicht. Was fehlt Ihnen momentan am meisten? Die Vernissagen, die Künstler und die Kunden.

Konzept Kurzversion: Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg

Im Folgenden dokumentieren wir den von uns erarbeiteten Konzeptvorschlag für eine künftige Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg. Für den schnellen Überblick bietet sich zunächst die folgende Kurzversion an. Wer mehr erfahren möchte, dem sei im Anschluss die Lektüre der ausführlichen Langfassung empfohlen. Sie gibt unter anderem Auskunft über den Nutzens des Projekts für die Bürger/innen und die Stadt, stellt Überlegungen zu Inhalten, Angeboten und Entwicklung der Nutzungsstruktur an, skizziert die zu ergreifenden Maßnahmen sowie eine mögliche künftige Organisationsstruktur und stellt erste Ideen einer ergänzenden Finanzierung vor.  KULTURFABRIK KÜNSTLERHAUS LEONBERG BEGEGNUNGSZENTRUM FÜR KUNST UND KULTUR ____________________________________________________ Konzeptentwurf Die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus setzt sich für den Erhalt der alten Schuhfabrik und deren Umgestaltung in ein kulturelles Zentrum für Leonberg und seine Bürger*innen ein. In diesem ersten Konzept sind Vorschläge versammelt, die als Gesprächsgrundlage mit dem Gemeinderat und der Bevölkerung gedacht sind. Wir schlagen vor, das Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik, inkl. Vorder- und Hinterhaus von innen und außen zu sanieren, so dass es den baulichen Bestimmungen gerecht wird und für neue, ausgeweitete Nutzungen attraktiver wird. Dabei wünschen wir, den rustikalen Fabrikcharme bestmöglich zu erhalten und somit einen historisch-modernen Hingucker für zukünftige Generationen von Bürgern und Besuchern zu schaffen. Hierbei wäre das Freilegen der Backsteinfassade des Fabrikgebäudes und des Fachwerks im Vorderhaus naheliegende Optionen. Die Außenflächen sollten in das Konzept der Sanierung und Nutzung mit eingeschlossen werden, evtl. als Areal Kulturfabrik-Steinturnhalle, mit Grünflächen und Parkmöglichkeiten, einem Kinderspielplatz und Sitzgelegenheiten zum Verweilen. _______________________________________________________ Zentrum für kreatives Denken und Schaffen in Leonberg Neben den bisher bereits aktiven Künstlerateliers und der VHS Kunstschule im Haus wünschen wir uns eine Öffnung des Hauses für weitere künstlerische und kulturelle Angebote: so könnten neue künstlerische Werkstätten im 1. OG entstehen, ein Gastatelier für auswärtige Künstler (z.B. aus den Partnerstädten) die lokale Szene bereichern und ein Veranstaltungsraum für Ausstellungen, Lesungen, kleinere Konzerte etc. genutzt werden. Ein kulturelles Angebot für alle Altersgruppen, von kreativen Mal- und Bastelinitiativen für Kinder, über Kunst- und Inspirations-Kurse und Workshops für Erwachsene sowie regelmäßige Feste rund ums Haus würden das Leben in Leonberg bereichern und das Haus als Sinn und Identifikation stiftendes Zentrum etablieren. Sobald für die Sammlung des Stadtmuseums neue, geeignetere Räumlichkeiten gefunden sind, steht ein weiteres Stockwerk zur Nutzung durch Dritte zur Verfügung, wie etwa die Initiative der KZ-Gedenkstätte, die dort eine öffentliche museale Bibliothek einrichten könnte. Auch die Nutzung durch andere Vereine oder Gruppen wird unterstützt. _______________________________________________________ Begegnungsstätte und Identifikations-Ort in Leonberg Angegliedert an die städtebauliche Achse Leo-Center—Altstadt, als Aushängeschild der Stadt auf dem Weg zum Reiterstadion und direkt neben dem neu entstehenden Post-Areal ist die Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg nicht nur optisch eine Auffrischung für das Stadtbild: Als Begegnungsstätte mit einem Cafe/Bistro mit Spielplatz lädt sie dazu ein, sich dort zu treffen, in dem Kreativ- & Kunstgewerbe-Laden Kunst, Geschenke oder Dekoration zu shoppen. Als Dienstleister finden sich dort der etablierte Bild + Rahmen Laden, evtl. erweitert um andere kunst/handwerkliche Betriebe, die bereits Interesse bekundet haben. Die Galerie hat schon jetzt einen deutschlandweiten Namen und bietet interessierten Bürgern der Region einen inspirierenden Rahmen für Events und als alternativen Treffpunkt für Groß und Klein. Denkbar wäre auch, einen kommunalen Kräuter & Gemüsegarten einzurichten, dessen Erträge in das Menü des Bistros einfließen. _______________________________________________________ Ist das Kunst oder kann das weg? Wir sprechen uns gegen einen möglichen Abriss und Wohnungsbau aus, welcher der Stadt zwar kurzfristig Einkommen bringt, aber das Gebiet um die Steinturnhalle dauerhaft unattraktiv macht. Mit der alten Schuhfabrik hat Leonberg ein einzigartiges Gelände an der Hand, was, wenn richtig umgesetzt, auf lange Sicht sowohl Stadtleben als auch Stadtbild attraktiver werden lässt und auch über die Stadtgrenzen hinaus Einfluss und Ansehen generieren wird. Als historisches und kulturelles Gegenstück zu neuen Wohnbereichen und kommerziellen Zentren ist das Areal der alten Schuhfabrik mit seiner Lage in der neuen Stadtmitte prädestiniert, ein weiteres Wahrzeichen für die Stadt und eine Bereicherung für alle Leonberger zu werden. _______________________________________________________ Erste Ideen zur Finanzierung Von Verein und Stadt getragen, durch Gewerbe im Haus unterstützt. Fördermittel von Bund und Land für den Umbau (evtl. Veranstaltungsreihen), Sponsoren & Partner aus den ansässigen Unternehmen, auch um deren Mitarbeiter an unser Haus zu binden. Fördermitgliedschaften. Als symbolische und tatsächliche Unterstützung der vorzunehmenden baulichen Maßnahmen werden von der Interessengruppe um die Initiative Gelder gesammelt. Wir sind uns bewusst, dass Kultur immer Geld kostet, sei es das Stuttgarter Staatstheater oder das LeoBad. In Kultur investiert man nicht, um Kapitalerträge zu ernten. Investitionen in kulturelle Einrichtungen sind immer Investitionen in die Zivilgesellschaft, in die Bildung und in das Werte-System, und somit auch erst einmal unabhängig von kommerziellem Erfolg. Kulturelle Einrichtungen erweitern den Horizont, binden an den Heimatort und schaffen Perspektiven, die es im Alltag oft nicht gibt. Kulturelle Einrichtungen sind aber auch Wahrzeichen, die weit über die Bewohner der Stadt hinaus Bindeglieder darstellen zwischen Welten und Fronten, Regionen und Einstellungen. Sie sind Orte zum Ausbrechen aus dem Alltag und dem Alltäglichen, wie ein Kurzurlaub, der inspiriert und bereichert. © Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) 2020 Lesen Sie auch die Langfassung unseres Konzepts