KuFa-Dokumentation: Offener Brief an Leonbergs Oberbürgermeister Martin G. Cohn
Offener Brief an Leonbergs Oberbürgermeister Martin G. Cohn, überreicht am 24. Juni 2022 Appell zur Schaffung eines Kulturzentrums als kreative und bildungspolitische Begegnungsstätte für alle Bürger/innen! Das Areal der Alten Schuhfabrik darf nicht ausschließlich kommerziell genutzt werden! Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Cohn, das Thema „Alte Schuhfabrik“ hat in den vergangenen Monaten für Diskussionsstoff gesorgt. Wir halten den Beschluss des Gemeinderats für verfehlt, dass nun ein privater Investor über die Zukunft dieses Gebäudes entscheiden soll. Es steht zu befürchten, dass sich rein kommerzielle Gewinninteressen durchsetzen und hochpreisige Büro- und Wohnräume auf Kosten der Kultur entstehen. Damit hätte sich die Stadt einer einmaligen Chance beraubt! Wie Sie wissen, hatte die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg in einem mehrseitigen Konzept für ein sozio-kulturelles Zentrum dargelegt, welche Möglichkeiten sich mit der Sanierung des Gebäudekomplexes erschließen. Der neu gegründete Verein „KULTURFABRIK LEONBERG“ hat dieses Engagement nun bekräftigt. Der Verein setzt sich für die Schaffung eines Kulturzentrums auf dem Areal der Alten Schuhfabrik ein. Zu den Mitgliedern gehören kulturell interessierte, engagierte Bürger/innen ebenso wie freie Kunst- und Musikschaffende, Kultur-Veranstalter u.a. – es geht eben nicht, wie zuweilen hartnäckig behauptet, nur um die Interessen einzelner weniger Personen! Auch wir, die Unterzeichner, sind der Meinung: Kunst und Kultur brauchen einen kreativen Raum, eine verwurzelte Heimat im Herzen einer lebendigen Stadt. Einen Ort für kreative und bildungspolitische Begegnungen für und von allen Bürger/innen! Eine KULTURFABRIK LEONBERG als Ort der Vielfalt und des interkulturellen Austauschs, als offene Begegnungsstätte für alle und Ergänzung zur Leonberger Stadthalle, für Ateliers, Workshops, Vortragsreihen, Ausstellungen, Konzerte im kleinen Rahmen u.v.m. Ob alleine oder im Zusammenspiel mit der Steinturnhalle – mit ihrer bewegten, bunten Historie ist die Alte Schuhfabrik ein perfekter Standort. Nicht viele Städte verfügen über einen solchen, über Jahrzehnte gewachsenen Standort der Kultur (siehe Chronik: Von der Alten Schuhfabrik zur Kulturfabrik). Andererseits haben kleinere Städte, beispielsweise Schorndorf, vorgemacht, wie ein Kulturzentrum das städtische Kulturleben bereichert! Leonberg, trotz seiner bald 50.000 Einwohner, steht ohne da! Dabei gehört Leonberg auch dem Deutschen Städtetag an. In dessen Positionspapier „Kulturpolitik als Stadtpolitik“ von 2015 heißt es, politische Entscheidungen zur kulturellen Infrastruktur seien eine verantwortungsvolle Aufgabe, „weil sie das Lebensumfeld aller Bürgerinnen und Bürger betreffen und im Wettbewerb der Städte um Fachkräfte und Unternehmen eine hohe Bedeutung als Standortfaktor gewinnen.“ Und weiter: „Politik und Verwaltung müssen mehr Mut zu kulturellen Zwischen-, Um- und Nachnutzungen von öffentlichen Räumen zeigen. Die Kunstszenen und die Kultur gehören an geeignete Standorte und nicht auf Flächen mit dem geringsten Bodenwert. Der „Verbetriebswirtschaftlichung“ öffentlicher Räume ist zugunsten von Räumen der Begegnung und des Austausches sowie der Stadtbildpflege entgegenzuwirken“. In diesem Sinne fordern wir die Stadt Leonberg auf, die Zukunft der Alten Schuhfabrik nicht komplett den finanziellen Interessen eines Investors zu überlassen, sondern sich dafür einzusetzen, dass ein Teil dieses Gebäudekomplexes von der Stadt übernommen/angemietet wird, um diese Räume preisgünstig sozio-kulturellen Einrichtungen zur Nutzung zu überlassen. Wir appellieren an Sie: Setzen Sie sich mit dem Verein Kulturfabrik zusammen! Gemeinsam lassen sich sicher aktiv und kreativ Ansätze und Lösungen erarbeiten! Die Unterzeichner (7 Leonberger Vereine, 11 Kulturzentren aus der Region Stuttgart sowie 153 Einzelpersonen aus Leonberg und Umgebung)
KuFa-Dokumentation: Satzung des Kulturfabrik Leonberg e.V.
Satzung des Kulturfabrik Leonberg e.V. § 1 Name, Sitz, Rechtsfähigkeit Der Verein trägt den Namen Kulturfabrik Leonberg e.V. – Begegnungszentrum für Kunst, Kultur, Kreativität und Bildung. Sitz des Vereins ist Leonberg. Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. Der Verein wird ins Vereinsregister eingetragen. § 2 Ziel und Zweck des Vereins (1) Ziel und Zweck des Vereins ist die Förderung von bürgerschaftlichem und gemeinnützigem Engagement auf den Gebieten Kunst, Kultur, Kreativität und Bildung sowie die Förderung von zwischenmenschlicher und internationaler Begegnung und Zusammenarbeit, gegenseitiger Toleranz und der Völkerverständigung. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Entwicklung kultureller Vielfalt sowie der Förderung junger Kunst- und Kulturschaffender sowie freier Kulturgruppen. (2) Verwirklicht werden sollen diese Ziele durch – Veranstaltungen u.a. in den Bereichen bildende Kunst, Fotografie, (Klein-)Kunst, Musik, Literatur, Kabarett sowie Politik, Gesellschaftspolitik und Stadtgeschichte. – Workshops, Kurse, Diskussionen, Charity-Veranstaltungen, Basare und mehr – flexible Raumangebote (Veranstaltungssaal, Ateliers, Büroraum, Coworking Space) für Vereine, Bürgerinitiativen, Künstler, Kulturschaffende u.ä. zu einem sozial vertretbaren Preis – Eintreten für Erhalt, Sanierung und Umgestaltung der „Alten Schuhfabrik“ als Standort des Begegnungszentrums Kulturfabrik – Eintreten für die Einrichtung eines Künstler-/Kultur-Cafés/Bistros im Begegnungszentrum § 3 Gemeinnützigkeit (1) Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung. Der Verein ist selbstlos tätig; er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke. Mittel des Vereins dürfen nur für satzungsgemäße Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln des Vereins. Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck des Vereins fremd sind, oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt werden. (2) Bei Auflösung des Vereins oder bei Wegfall seines bisherigen Zwecks fällt das Vereinsvermögen an die Stadt Leonberg, die es unmittelbar und ausschließlich für gemeinnützige Zwecke, insbesondere zur Förderung von Kunst, Kultur und Bildung, zu verwenden hat. § 4 Mitgliedschaft (1) Mitglied des Vereins kann jede natürliche und juristische Person werden, die die Satzung anerkennt und Beiträge zahlt. Über den schriftlichen Aufnahmeantrag entscheidet der Vorstand. Wird der Aufnahmeantrag abgelehnt, kann innerhalb eines Monats zur nächsten Mitgliederversammlung Berufung eingelegt werden. Die Entscheidung der Mitgliederversammlung ist endgültig. (2) Befürworter der Ziele des Vereins können sich dem Verein durch einfache Erklärung als fördernde Mitglieder ohne Stimmrecht anschließen. (3) Die Mitgliedschaft endet durch a) freiwilligen Austritt. Dieser erfolgt durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Vorstand unter Einhaltung einer einmonatigen Kündigungsfrist zum Jahresende; b) Ausschluss. Dieser kann vom Vorstand mit sofortiger Wirkung ausgesprochen werden, wenn das betreffende Vereinsmitglied gegen die Vereinsinteressen grob verstoßen hat oder seinen Beitragsverpflichtungen nicht nachgekommen ist. Das ausgeschlossene Mitglied kann innerhalb eines Monats nach Erhalt des Ausschließungsbeschlusses Berufung zur Mitgliederversammlung einlegen. Die Mitgliederversammlung entscheidet endgültig; c) Tod. d) Auflösung (im Fall einer juristischen Person). § 5 Mitgliedsbeiträge Der jährliche Mitgliedsbeitrag wird von der Mitgliederversammlung festgesetzt. § 6 Organe des Vereins Organe des Vereins sind a) die Mitgliederversammlung b) der Vorstand § 7 Mitgliederversammlung (1) Oberstes Organ ist die Mitgliederversammlung. Sie findet mindestens einmal pro Jahr statt, außerdem wenn mindestens ein Fünftel der Mitglieder dies unter Angabe von Gründen beantragt. (2) Die Mitgliederversammlung entscheidet per Beschluss über a) die Wahl des Vorstandes b) die Wahl von zwei Kassenprüfer/inne/n, deren Amtszeit der des Vorstands entspricht c) die Annahme der Jahresberichte des Vorstandes und der Kassenprüfer/innen d) die Entlastung der Vorstandsmitglieder e) die Festsetzung der Mitgliedsbeiträge f) alle Anträge von Vereinsmitgliedern g) Satzungsänderungen i) die Auflösung des Vereins. (3) Mitgliederversammlungen werden vom Vorstand unter Angabe der vorläufigen Tagesordnung mindestens 14 Kalendertage vorher schriftlich einberufen. (4) Anträge zur Mitgliederversammlung müssen mindestens sieben Kalendertage vorher schriftlich beim Vorstand eingereicht werden. (5) Anträge auf Satzungsänderung oder Auflösung des Vereins müssen den Mitgliedern im Wortlaut mit der Einladung zugehen. (6) Die Mitgliederversammlung wird von einem Vorstandsmitglied geleitet. Die Mitgliederversammlung kann auch einen Versammlungsleiter wählen. (7) Die vom Vorstand vorgeschlagene Tagesordnung kann durch Beschluss der Mitgliederversammlung mit der Mehrheit der abgegebenen Stimmen geändert oder ergänzt werden. (8) Jede ordnungsgemäß eingeladene Mitgliederversammlung ist beschlussfähig. Beschlüsse werden mit einfacher Stimmenmehrheit der erschienenen Mitglieder gefasst. Bei Stimmengleichheit gilt ein Antrag als abgelehnt. (9) Zu Satzungsänderungen ist eine Mehrheit von zwei Dritteln, zu Änderungen des Vereinszwecks und zur Auflösung des Vereins eine solche von drei Vierteln der anwesenden Mitglieder erforderlich. Der Vorstand ist ermächtigt, Änderungen und Ergänzungen der Satzung vorzunehmen, die aufgrund Beanstandung durch das Registergericht notwendig werden. § 8 Vorstand (1) Der Vorstand im Sinne des §26 BGB besteht mindestens aus dem/der Vorsitzenden, dem/der Stellvertretenden Vorsitzenden und dem/der Kassenwart/in. Jeweils zwei Vorstandsmitglieder, von denen eines der/die Vorsitzende oder der/die Stellvertretende Vorsitzende oder der/die Kassenwart/in ist, sind gemeinsam vertretungsberechtigt. (2) In den Vorstand können weitere Vereinsmitglieder gewählt werden, die Aufgaben übernehmen und ebenfalls stimmberechtigt sind (erweiterter Vorstand). (3) Der Vorstand ist ehrenamtlich tätig, leitet den Verein und führt die laufenden Vereinsgeschäfte sowie die von der Mitgliederversammlung übertragenen Aufgaben aus. (4) Der Vorstand wird von der Mitgliederversammlung für ein Jahr gewählt. Er bleibt in jedem Fall bis zu einer Neuwahl im Amt. § 9 Protokollierung von Beschlüssen Die Beschlüsse von Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen sind unter Angabe von Ort, Datum und Abstimmungsergebnissen zu protokollieren. Das Protokoll der Mitgliederversammlung ist vom jeweiligen Versammlungsleiter und dem/der Protokollführer/in zu unterzeichnen. Leonberg, 20.10.2021 Satzungsänderung in § 7 (9) und § 8 (1) beschlossen auf der Mitgliederversammlung vom 09.03.2022.
IKKL-Dokumentation: Beschlussvorlage zur Gemeinderatssitzung am 27.07.2021
IKKL-Dokumentation: Beschlussvorlage Alte Schuhfabrik zur Gemeinderatssitzung am 27.07.2021 Leo Stadt GM PlanAussch Vorlage 22.07.2021 DOC362639
KKL-Dokumentation: Leserbrief
Leserbrief zum Artikel „Sanierungen in Leonberg – Finanzspritzen für die baulichen Sorgenkinder“ vom 24.03.2021 in der Leonberger Kreiszeitung: In dem Artikel fällt Ihre Zeitung bedauerlicher Weise hinter den letzten Stand ihrer eigenen Berichterstattung über die alte Schuhfabrik zurück. Der Satz „Die Künstler hingegen kämpfen dafür, dass das ganze Gebäude saniert wird und sie dort bleiben können“ wird in seiner verkürzenden Aussage weder den derzeitigen Mieter/innen der alten Schuhfabrik noch ihrem Anliegen gerecht. Bereits Ende Oktober 2020 hat die LKZ korrekt berichtet, dass nicht nur die Künstler/innen der drei Gemeinschaftsateliers, sondern ebenso die Betreiber des Fachgeschäfts BILD+RAHMEN und der Kunstgalerie sich in der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) zusammengeschlossen haben, die mit außenstehenden Unterstützern beständig wächst. Unsere Initiative setzt sich nicht allein dafür ein, dass die Mieter im Gebäude bleiben können. Vielmehr wirbt sie, wie ebenfalls die LKZ im Oktober berichtete, für dessen Umgestaltung in ein kulturelles Bürgerzentrum, welches Kulturschaffenden, Vereinen und allen kunst- und kulturinteressierten Bürger/innen der Stadt als Begegnungsstätte dient. Diese Idee für die Zukunft der Stadt Leonberg findet zunehmend Beachtung, auch im Gemeinderat. Es ist daher umso weniger verständlich, warum mit „den Künstlern“ in Ihrem Artikel eine kleine Gruppe der an der Schuhfabrik Interessierten in den Vordergrund gerückt wird. Die Nennung der Initiative und deren Vorschläge würde die Wirklichkeit vollständiger abbilden. Schließlich die Aussage, bis 1977 seien „in dem 200 Jahre alten Gebäude an der Ecke Steinstraße/Eltinger Straße Schuhe produziert“ worden. Hier gilt es, zwischen dem Vorderhaus und dem Fabrikgebäude zu unterscheiden. Wie bereits im Januar 2018 in der LKZ zu lesen war, wurde das 1821 errichtete, heutige Vorderhaus erst 1896 von streikenden Arbeitern zwecks Schuhproduktion erworben, zwei Jahre später wurde das heutige Fabrikgebäude angebaut. 200 Jahre alt ist also nur das vordere, ehemalige Färberhaus, der hintere Fabriktrakt ist 77 Jahre jünger, was bei der Beurteilung der Bausubstanz entscheidend sein kann. Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) Sprecherkreis Chris Heinemann, Karin Albrecht, Tobias Kegler
Chronik: Von der Alten Schuhfabrik zur Kulturfabrik
200 Jahre Gewerbe, Kunst und Kultur im Herzen der Stadt Wodurch unterscheidet sich die alte Schuhfabrik von anderen Industrie-Hinterlassenschaften? Wie kam es, dass dort seit 40 Jahren Kunst, Kunstpädagogik und kunstnahe Dienstleistungen blühen? Wir haben in einer knappen Chronik die 200-jährige Geschichte des Anwesens Eltinger Straße 11 nachgezeichnet. Vorläufer: Wohnhaus und Färberei 1821 – 1896 Das heutige Vorderhaus der Alten Schuhfabrik Eltinger Str. 11 (Mitte rechts) um 1860 mit ehemaligem Feuersee. Quelle: Stadtarchiv Leonberg 1821 Der Steinhauer und Werkmeister Jung Heinrich Haueisen errichtet auf der Lamter ein zweistöckiges Haus mit zwei Wohnungen und Scheuer. 1856 Nach Zwischenbesitzern – ein Oberamtsgerichtsbeamter und ein Architekt – kaufen Färber das Anwesen und bauen ein Farbhaus an. September 1896 Als Reaktion auf die unnachgiebige Haltung des Leonberger Schuhfabrikanten Egidius Schmalzriedt während eines Arbeitskampfs in der Schuhfabrik Schmalzriedt in der Bahnhofstraße beschließen ausgesperrte Arbeiterinnen und Arbeiter, ihre eigene Schuhfabrik zu gründen. Oktober 1896 Der „Färbereibesitzer“ Gottlieb Laurer verkauft dem Schuhmachermeister Christian Popp für 19.500 Mark sein Anwesen an der Eltinger Straße 11. Fabrik: Schuharbeiter-Genossenschaft und Süddeutsche Schuhfabrik 1896 -1977 Historische Ansicht: Die Süddeutsche Schuhfabrik auf einem Briefkopf vermutlich aus den 1930er Jahren. Quelle: Stadtarchiv Leonberg 1896 In dem von Schuhmachermeister Christian Popp erworbenen Anwesen gründen die ausgesperrten Arbeiter/innen eine Genossenschaft und bauen eine eigene Schuhproduktion auf. 1897 Aus unbekannten Gründen wird die Schuharbeitergenossenschaft aufgegeben. September 1897 Ein Kreditgeber, der Backnanger Lederfabrikant Karl Käß, übernimmt das Gebäude Eltinger Straße 11 und die Mitarbeiter der bisherigen Genossenschaft. 1898 Karl Käß lässt an Stelle des abgebrochenen Farbhauses ein massives zweistöckiges Fabrikgebäude errichten: Grundlage für das heutige Aussehen. 1910 Wilhelm Käumlen wird neuer Eigentümer und leitet die Firma über beide Weltkriege hinweg. Er erhöht das Fabrikgebäude um ein drittes Stockwerk und lässt Fabrikschornstein und Kesselhaus entfernen. 1928/29 Käumlen baut neben dem Fabrikgebäude ein Wohnhaus. 1941 Die Inschrift „W.K. 1941“ über dem hinteren Eingang im Hof deutet auf das Bau- oder Umbaujahr des hinteren Anbaus hin. 1946 Zuerst kommt Erich Hägele, Neffe von Karl Käumlen, als Gesellschafter hinzu, gefolgt von Alfred Kercher 1949. 1977 Unter dem letzten Fabrikbesitzer Erich Hägele wird die Schuhproduktion eingestellt. Freiraum: Frühe Kunstaktivitäten 1980 – 2002 Alte Schuhfabrik Leonberg: Ansicht mit blühenden Kastanienbäumen. Foto: ch 1980 Fabrikbesitzer Erich Hägele vermietet an Studenten der Kunstakademie Stuttgart Räume für Ateliers und Ausstellungen im 2. OG; diese gründen 1981 den „Glaskasten e.V.“. 1984 Der Maler und Grafiker András Markós bezieht eines der Ateliers. Markós ist Initiator der 1983 in Leonberg gegründeten Künstlergemeinschaft „Die Gruppe“ mit unter anderen Hans Mendler, Frederick Bunsen und Gert Fabritius. 1984 bis 1990 (erneut 1996 bis 2007) Frederick Bunsen übernimmt das Atelier des Leonberger Malers Matthias Keller. 1986 Erich Hägele überlässt Markós das EG für Ausstellungen und eine Radierwerkstatt. 1993 Markós gründet mit dem Stuttgarter Galeristen Gerhard Walz den Glaskasten Verlag. Illustre Ausstellungsgäste wie Josef Beuys, Björn Engholm (SPD) und Albert Scarlione (USA). Bis zu seinem Auszug 2002 betreibt Markós u.a. Kunsthandel, Atelier und Druckerei. 1997 Frederick Bunsens Kunstschüler beziehen auf Initiative von Karin Albrecht ein Gemeinschaftsatelier in der ersten Etage. Künstlerhaus: Ateliers, Fachgeschäft, Kunstschule, Galerie und Kunstnacht 1996 – 2019 Lange Kunstnacht: Das „Künstlerhaus“ in der Alten Schuhfabrik zieht alljährlich Besucherscharen an. Foto: ch 1996 Markós gewinnt den Leonberger Galeristen Dieter Hausner, der im Vorderhaus das Fachgeschäft Bild + Rahmen eröffnet. Hausners Nichte Carina Straub und ihr Team führen seit 2004 das Geschäft weiter. 2000 Die von Matthias Keller 1988 gegründete Jugendkunstschule zieht vom Hof des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in die Glaskasten-Räume und wird zur VHS-Kunstschule. 2005 Carina Straub eröffnet im EG der Alten Schuhfabrik ihre „Galerie im Künstlerhaus“ mit Ausstellungen namhafter Künstler, darunter Max Ackermann, Otto Herbert Hajek, HAP Grieshaber und Hans Daniel Sailer. 2006 Seit Einführung der alljährlichen Langen Kunstnacht in der Leonberger Altstadt setzt sich die Bezeichnung „Künstlerhaus“ für die Alte Schuhfabrik durch: Gemeinschaftsateliers, Galerie und vhs-Kunstschule ziehen Besucherscharen aus der ganzen Region an. 2006 Erich Hägele stellt dem Stadtmuseum die erste Etage als Lager für stadtgeschichtlich wertvolle Objekte zur Verfügung. Das dortige Gemeinschaftsatelier wird um zwei Drittel verkleinert. 2007 Nach Frederick Bunsens Auszug übernimmt Chris Heinemann Bunsens Atelier in der zweiten Etage und begründet ein neues Gemeinschaftsatelier. 2015 Nach dem Tod Erich Hägeles (25.04.1912-29.03.2014) verkauft die Erbin „Christoffel Blindenmission Bensheim“ die alte Schuhfabrik an die Stadt Leonberg. 2016 Tobias Kegler eröffnet sein Fotografen-Atelier in der Galerie im Künstlerhaus und unterstützt die Galerie bei den Ausstellungen. 2018 Das Lager des Stadtmuseums im 1. OG der Schuhfabrik wird erneut auf Kosten des Ateliers erweitert. Nach Verhandlungen ziehen Karin Albrecht und Thomas Lang ins 2.OG um. Alternative zum Abriss: Initiative und Verein für eine Kulturfabrik 2019 Als Reaktion auf Forderungen nach einem Abriss der alten Schuhfabrik treffen sich die Nutzer/innen zu Hausversammlungen und beginnen, die Geschichte aufzuarbeiten. April 2019 Bei der 14. Langen Kunstnacht protestieren die Hausnutzer/innen mit Plakaten im Haus und Stellungnahmen in der Lokalpresse gegen den drohenden Abriss. Juli 2019 Bei einer LaKuNa-Besprechung unterzeichnen mehr als 30 Teilnehmer/innen eine Resolution. Oktober 2019 Übergabe einer Resolution für Erhalt und Sanierung des Leonberger Künstlerhauses mit mehr als 30 Unterschriften von LaKuNa-Teilnehmer/innen an OB Martin G. Cohn. Die Hausnutzer/innen gründen die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) und wählen einen Sprecherkreis: Chris Heinemann, Karin Albrecht und Tobias Kegler. Die KZ-Gedenkstätten-Initiative Leonberg solidarisiert sich mit der IKKL. Februar 2020 Die Initiative stellt einen Konzept-Vorschlag für die Umwandlung zur Kulturfabrik vor. November 2020 / Mai 2021 In zwei Sitzungen einer vom Gemeinderat gebildeten Projektgruppe aus Fraktionsvertretern, Verwaltung und IKKL-Sprecherkreis wirbt die IKKL für ihren Konzept-Vorschlag. Juli 2021 Der Gemeinderat fasst zwei Beschlüsse zur Zukunft der alten Schuhfabrik: 1. Die alte Schuhfabrik soll teilweise saniert werden: das Vorderhaus und eventuell auch der hintere Fabrikanbau sollen abgerissen werden. 2. Die Sanierung soll nicht die Stadt, sondern ein privater Investor übernehmen. August 2021 Die IKKL kritisiert in einem Leserbrief an die LKZ, dass Stadträte in öffentlichen Äußerungen das Projekt Kulturfabrik verschweigen und stattdessen den Eindruck erwecken, als gehe es bei der Sanierung nur um die privaten Interessen von „ein paar Künstlern“. Oktober 2021 14 engagierte Bürger/innen, Mitglieder der Hausgemeinschaft und außenstehende Kulturschaffende,
Neuer Look für die alte Schuhfabrik
Im August haben Mitglieder der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus mit der Neugestaltung der Fassade begonnen. Im Folgenden eine kleine Bilderauswahl.
Konzept Langfassung: Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg
Im Folgenden dokumentieren wir den von uns erarbeiteten Konzeptvorschlag für eine künftige Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg. Die vorliegende Langfassung gibt unter anderem Auskunft über den Nutzen des Projekts für die Bürger/innen und die Stadt, stellt Überlegungen zu Inhalten, Angeboten und Entwicklung der Nutzungsstruktur an, skizziert die zu ergreifenden Maßnahmen sowie eine mögliche künftige Organisationsstruktur und stellt erste Ideen einer ergänzenden Finanzierung vor. Wer sich hingegen zunächst nur einen schnellen Überblick über die Grundlinien des Konzepts verschaffen möchte, dem empfehlen wir alternativ einen Blick in die Kurzfassung. Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg Ein Begegnungszentrum für Kunst und Kultur und sein Nutzen für die Bürger/innen Inhalt Vorwort 1. Status Quo – Bedeutung des bisherigen Künstlerhauses für die Bürger und die Stadt 2. Projekt Kulturfabrik Künstlerhaus – Nutzen für die Bürger/innen und die Stadt 2.1. Ziel Begegnungszentrum für Kunst und Kultur 2.2. Was spricht für den Ausbau? 2.3. Namenswahl 2.4. Nutzungskonzept der Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg 3. Erweiterte Kerninhalte und temporäre Angebote 3.1. Erweiterte Kerninhalte 3.2. Temporäre Angebote 4. Änderungen der Nutzungsstruktur 4.1. Ist-Zustand 4.2. Neue Nutzer, Dienstleistungsfunktionen und Begegnungsmöglichkeiten 5. Notwendige und wünschenswerte Maßnahmen 5.1. Sanierung des ehemaligen Fabrikgebäudes 5.2. Restaurierung und Sanierung des Vorderhauses 6. Organisationsstruktur – Aufgaben und Verantwortlichkeiten 6.1. Trägerverein Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg 6.2. Demokratische Verwaltung 7. Co-Finanzierung durch Partner 8. Planung und nächste Schritte 8.1. Grundsatzbeschluss des Leonberger Gemeinderats 8.2. Inhaltliche Konkretisierung des Konzepts 8.3. Beteiligung der Bürgerschaft Fazit _________________________________________________ Vorwort Im Jahr 2015 hat die Stadt Leonberg die inzwischen über 120 Jahre alte ehemalige Süddeutsche Schuhfabrik von den Erben des 2014 verstorbenen Fabrikbesitzers Erich Hägele erworben. Seitdem wurde der Fortbestand des auch als Künstlerhaus Leonberg bekannten Gebäudes wiederholt in Frage gestellt. Angeregt durch die öffentliche Debatte haben sich die aktuellen Mieter/innen des Anwesens Gedanken über seine Zukunftsfähigkeit gemacht. Dabei entstand der folgende Vorschlag für ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept, das sowohl den besonderen Charakter des Anwesens berücksichtigt, als auch den Nutzen für alle Bürger/inne/n Leonbergs in den Mittelpunkt stellt. Die in der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg zusammengeschlossenen Mieter setzen sich für den Erhalt der alten Schuhfabrik und deren Umgestaltung in ein kulturelles Zentrum für Leonberg und seine Bürger/innen ein. In diesem Konzept sind Vorschläge versammelt, die als Gesprächsgrundlage mit dem Gemeinderat, der Stadtverwaltung und der Bevölkerung gedacht sind. Wir schlagen vor, den Gebäudekomplex der ehemaligen Schuhfabrik, inklusive Vorder- und Hinterhaus, von innen und außen zu sanieren, sodass er den geltenden baulichen Bestimmungen gerecht und für neue, ausgeweitete Nutzungen attraktiver wird. Dabei wünschen wir, den rustikalen Fabrikcharme bestmöglich zu erhalten. Durch die geschickte Verbindung von historisch wiedererkennbaren und modernen Elementen lässt sich ein architektonischer Hingucker schaffen, der geeignet ist, den bekannten Leonberger Markenzeichen wie Engelbergturm, Pomeranzengarten oder Leonberger Hunde ein weiteres Identifikation stiftendes Vorzeigeobjekt hinzuzufügen: die „Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg“ als pulsierendes Herz der Kunst- und Kulturstadt Leonberg. 1. Status Quo – Bedeutung des bisherigen Künstlerhauses für die Bürger und die Stadt Katalysator und Aushängeschild einer lebendigen Kunstszene Das bisherige Künstlerhaus ist für die Kulturszene Leonbergs von herausragender Bedeutung. Bereits die vor rund 40 Jahren aufgetretene erste Generation der im Haus tätigen Künstler hat die heutige Leonberger Kunstszene maßgeblich mitgeprägt. Ins künstlerische Gedächtnis der Stadt eingeschrieben haben sich unter anderem die von Künstlern seit 1981 im sogenannten „Glaskasten” der Schuhfabrik veranstalteten Ausstellungen und das aus der Schuhfabrik heraus 1983 gegründete Künstlerkollektiv “DIE GRUPPE”. Dem ehemaligen „Glaskasten“-Künstler Matthias Keller zum Beispiel verdankt Leonberg die Gründung der Jugendkunstschule, des Vorläufers der heutigen VHS-Kunstschule im Künstlerhaus. Und der Leonberger Maler Hans Mendler, einst Gründungsmitglied von „DIE GRUPPE“, betreibt heute noch sein Atelier in der Leonberger Altstadt. Diese und zahlreiche weitere ehemalige wie heutige Künstler/innen aus dem Umfeld der Schuhfabrik haben dem Leonberger Kunstbetrieb wichtige Impulse gegeben und den Grundstein dazu gelegt, dass die lokale Kunstszene mit der Langen Kunstnacht in der Leonberger Altstadt (LaKuNa) in den vergangenen 15 Jahren buchstäblich aufgeblüht ist. Spätestens seit 2006, seitdem das Künstlerhaus als ein Eckpfeiler der Langen Kunstnacht in Erscheinung tritt, ist es nicht nur den Bürgern Leonbergs, sondern auch Besuchern aus der gesamten Region Stuttgart und teilweise darüber hinaus bestens bekannt. Auch wenn die alte Schuhfabrik manchem Passanten zeitweise still erscheinen mag, profitiert die Bevölkerung doch auf mannigfache Weise von der Vielfalt der im Künstlerhaus konzentrierten Angebote: Kinder, Jugendliche und Erwachsene besuchen die Kurse und Workshops der VHS-Kunstschule und Ateliers, Kunstbesitzer und -käufer nehmen die Dienstleistungen des Bild + Rahmen-Fachgeschäfts in Anspruch, auch junge Kunstinteressierte strömen zu den Ausstellungen und Events der Galerie im Künstlerhaus, während alljährlich bei der Langen Kunstnacht das Publikum in langen Reihen durch die Räume zieht, auf der Suche nach neuen künstlerischen Inspirationen und Sinneseindrücken. Das Künstlerhaus – ebenso wie die lokale Kunstszene insgesamt – macht auf diese Weise seit vielen Jahren Werbung für Leonberg als einer lebenswerten Stadt, in der Kunst und Kreativität einen allseits geschätzten Stellenwert genießen. Gewerbliche Beziehungen Für die aktuellen Hausnutzer/innen wiederum – Künstler/innen, Kunstlehrer/innen, Kunstschüler/innen, Aussteller/innen, Galeristen, Ausstellungsbesucher/innen, Kunstgewerbetreibenden sowie Käufer von Kunst und Kunstdienstleistungen – ist das Künstlerhaus unter anderem wegen seiner vielfältig nutzbaren, trockenen Räumlichkeiten, seiner Aufbewahrungsmöglichkeiten für Kunstprodukte und seiner günstigen Mieten unersetzlich. Seine Lage an einer Hauptverkehrsstraße zwischen Alt- und Neustadt fördert die öffentliche Wahrnehmung, während die Nähe zur Altstadt eine Teilnahme an der Langen Kunstnacht überhaupt erst ermöglicht. Zugleich fördert das Miteinander verschiedener Kunstinstitutionen den kreativen Austausch untereinander und hat langjährige persönliche Beziehungen und Verbundenheiten geschaffen. Auch für das Fachgeschäft Bild + Rahmen sind der zentrale, gut sichtbare Standort sowie das Eingebundensein in eine vielfältige, künstlerische Umgebung von herausragender Bedeutung. Diese Kombination sichert Arbeitsplätze und sorgt für fußläufige Erreichbarkeit. Das Fachgeschäft dient ebenso für Künstler wie für kunstinteressierte Bürger/innen als Anlaufstelle und verbindet so Innen- und Außenleben des im Haus stattfindenden Kunstbetriebs. Kulturhistorische Einordnung Darüber hinaus erweist sich das mutmaßlich aus den Jahren 1821 und 1898 stammende Gebäudeensemble der früheren Süddeutschen Schuhfabrik, in dem das Künstlerhaus ansässig ist, auch innerhalb der Stadt als einzigartig. Es ist nicht nur der letzte Zeitzeuge der Leonberger Industriegeschichte des 19. Jahrhunderts mit besonderer Architektur (Backsteinfassade unter dem heutigen Putz und ehemalige Rundbogenfenster), sondern es ist auch ein Kulturdenkmal der südwestdeutschen Arbeiter- und Handwerkerbewegung. Mutmaßlich im heutigen Vorderhaus (oder im 1898 abgebrochenen Farbhaus) wurde 1896 eine unabhängige Schuharbeiter-Genossenschaft gegründet, die Keimzelle der
Konzept Kurzversion: Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg
Im Folgenden dokumentieren wir den von uns erarbeiteten Konzeptvorschlag für eine künftige Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg. Für den schnellen Überblick bietet sich zunächst die folgende Kurzversion an. Wer mehr erfahren möchte, dem sei im Anschluss die Lektüre der ausführlichen Langfassung empfohlen. Sie gibt unter anderem Auskunft über den Nutzens des Projekts für die Bürger/innen und die Stadt, stellt Überlegungen zu Inhalten, Angeboten und Entwicklung der Nutzungsstruktur an, skizziert die zu ergreifenden Maßnahmen sowie eine mögliche künftige Organisationsstruktur und stellt erste Ideen einer ergänzenden Finanzierung vor. KULTURFABRIK KÜNSTLERHAUS LEONBERG BEGEGNUNGSZENTRUM FÜR KUNST UND KULTUR ____________________________________________________ Konzeptentwurf Die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus setzt sich für den Erhalt der alten Schuhfabrik und deren Umgestaltung in ein kulturelles Zentrum für Leonberg und seine Bürger*innen ein. In diesem ersten Konzept sind Vorschläge versammelt, die als Gesprächsgrundlage mit dem Gemeinderat und der Bevölkerung gedacht sind. Wir schlagen vor, das Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik, inkl. Vorder- und Hinterhaus von innen und außen zu sanieren, so dass es den baulichen Bestimmungen gerecht wird und für neue, ausgeweitete Nutzungen attraktiver wird. Dabei wünschen wir, den rustikalen Fabrikcharme bestmöglich zu erhalten und somit einen historisch-modernen Hingucker für zukünftige Generationen von Bürgern und Besuchern zu schaffen. Hierbei wäre das Freilegen der Backsteinfassade des Fabrikgebäudes und des Fachwerks im Vorderhaus naheliegende Optionen. Die Außenflächen sollten in das Konzept der Sanierung und Nutzung mit eingeschlossen werden, evtl. als Areal Kulturfabrik-Steinturnhalle, mit Grünflächen und Parkmöglichkeiten, einem Kinderspielplatz und Sitzgelegenheiten zum Verweilen. _______________________________________________________ Zentrum für kreatives Denken und Schaffen in Leonberg Neben den bisher bereits aktiven Künstlerateliers und der VHS Kunstschule im Haus wünschen wir uns eine Öffnung des Hauses für weitere künstlerische und kulturelle Angebote: so könnten neue künstlerische Werkstätten im 1. OG entstehen, ein Gastatelier für auswärtige Künstler (z.B. aus den Partnerstädten) die lokale Szene bereichern und ein Veranstaltungsraum für Ausstellungen, Lesungen, kleinere Konzerte etc. genutzt werden. Ein kulturelles Angebot für alle Altersgruppen, von kreativen Mal- und Bastelinitiativen für Kinder, über Kunst- und Inspirations-Kurse und Workshops für Erwachsene sowie regelmäßige Feste rund ums Haus würden das Leben in Leonberg bereichern und das Haus als Sinn und Identifikation stiftendes Zentrum etablieren. Sobald für die Sammlung des Stadtmuseums neue, geeignetere Räumlichkeiten gefunden sind, steht ein weiteres Stockwerk zur Nutzung durch Dritte zur Verfügung, wie etwa die Initiative der KZ-Gedenkstätte, die dort eine öffentliche museale Bibliothek einrichten könnte. Auch die Nutzung durch andere Vereine oder Gruppen wird unterstützt. _______________________________________________________ Begegnungsstätte und Identifikations-Ort in Leonberg Angegliedert an die städtebauliche Achse Leo-Center—Altstadt, als Aushängeschild der Stadt auf dem Weg zum Reiterstadion und direkt neben dem neu entstehenden Post-Areal ist die Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg nicht nur optisch eine Auffrischung für das Stadtbild: Als Begegnungsstätte mit einem Cafe/Bistro mit Spielplatz lädt sie dazu ein, sich dort zu treffen, in dem Kreativ- & Kunstgewerbe-Laden Kunst, Geschenke oder Dekoration zu shoppen. Als Dienstleister finden sich dort der etablierte Bild + Rahmen Laden, evtl. erweitert um andere kunst/handwerkliche Betriebe, die bereits Interesse bekundet haben. Die Galerie hat schon jetzt einen deutschlandweiten Namen und bietet interessierten Bürgern der Region einen inspirierenden Rahmen für Events und als alternativen Treffpunkt für Groß und Klein. Denkbar wäre auch, einen kommunalen Kräuter & Gemüsegarten einzurichten, dessen Erträge in das Menü des Bistros einfließen. _______________________________________________________ Ist das Kunst oder kann das weg? Wir sprechen uns gegen einen möglichen Abriss und Wohnungsbau aus, welcher der Stadt zwar kurzfristig Einkommen bringt, aber das Gebiet um die Steinturnhalle dauerhaft unattraktiv macht. Mit der alten Schuhfabrik hat Leonberg ein einzigartiges Gelände an der Hand, was, wenn richtig umgesetzt, auf lange Sicht sowohl Stadtleben als auch Stadtbild attraktiver werden lässt und auch über die Stadtgrenzen hinaus Einfluss und Ansehen generieren wird. Als historisches und kulturelles Gegenstück zu neuen Wohnbereichen und kommerziellen Zentren ist das Areal der alten Schuhfabrik mit seiner Lage in der neuen Stadtmitte prädestiniert, ein weiteres Wahrzeichen für die Stadt und eine Bereicherung für alle Leonberger zu werden. _______________________________________________________ Erste Ideen zur Finanzierung Von Verein und Stadt getragen, durch Gewerbe im Haus unterstützt. Fördermittel von Bund und Land für den Umbau (evtl. Veranstaltungsreihen), Sponsoren & Partner aus den ansässigen Unternehmen, auch um deren Mitarbeiter an unser Haus zu binden. Fördermitgliedschaften. Als symbolische und tatsächliche Unterstützung der vorzunehmenden baulichen Maßnahmen werden von der Interessengruppe um die Initiative Gelder gesammelt. Wir sind uns bewusst, dass Kultur immer Geld kostet, sei es das Stuttgarter Staatstheater oder das LeoBad. In Kultur investiert man nicht, um Kapitalerträge zu ernten. Investitionen in kulturelle Einrichtungen sind immer Investitionen in die Zivilgesellschaft, in die Bildung und in das Werte-System, und somit auch erst einmal unabhängig von kommerziellem Erfolg. Kulturelle Einrichtungen erweitern den Horizont, binden an den Heimatort und schaffen Perspektiven, die es im Alltag oft nicht gibt. Kulturelle Einrichtungen sind aber auch Wahrzeichen, die weit über die Bewohner der Stadt hinaus Bindeglieder darstellen zwischen Welten und Fronten, Regionen und Einstellungen. Sie sind Orte zum Ausbrechen aus dem Alltag und dem Alltäglichen, wie ein Kurzurlaub, der inspiriert und bereichert. © Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) 2020 Lesen Sie auch die Langfassung unseres Konzepts
KKL-Dokumentation: Anmerkung III
Anm. 3: LKZ-Artikel vom 08.04.2019 Lakuna in Leonberg: Wenn die Kunst zum Politikum wird Von Ulrike Otto Quelle: https://www.leonberger-kreiszeitung.de/inhalt.lakuna-in-leonberg-wenn-die-kunst-zum-politikum-wird.33639939-6746-46f6-93f4-84c599d5606c.html Leonberg – Das Künstlerhaus gehört zu Leonberg wie der Engelbergturm. „Was wäre die Lange Kunstnacht ohne Künstlerhaus? – Ärmer.“ „Über 120 Jahre alte Schuhfabrik – 40 Jahre Künstlerhaus – Soll man das wirklich abreißen? – Wir sagen Nein! Das Künstlerhaus hat Zukunft!“
KKL-Dokumentation: Anmerkung II
Anm. 2: LKZ-Artikel vom 17.01.2019 Kulturpolitik in Leonberg: Künstler wollen in der Schuhfabrik bleiben Von Thomas K. Slotwinski Quelle: https://www.leonberger-kreiszeitung.de/inhalt.kulturpolitik-in-leonberg-kuenstler-wollen-in-der-schuhfabrik-bleiben.c26d86b0-1928-4136-9e23-b608af7dc28a.html Leonberg – Geht es um die Zukunft der alten Schuhfabrik, sind bisher nur die Kommunalpolitiker zu Wort gekommen. Doch jetzt melden sich die unmittelbar Betroffenen: Jene Künstler, die in dem einstigen Industriegebäude in der Steinstraße ihre Ateliers haben. Chris Heinemann und Karin Albrecht warnen im Auftrag der Ateliergemeinschaft im Künstlerhaus, das Gebäude aufzugeben und womöglich abzureißen, um dort neue Wohnhäuser zu errichten. Denn das ist eine von drei Möglichkeiten, die der Gemeinderat in Erwägung zieht.