Neuer Look für die alte Schuhfabrik

Im August haben Mitglieder der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus mit der Neugestaltung der Fassade begonnen. Im Folgenden eine kleine Bilderauswahl.

Konzept Langfassung: Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg

Im Folgenden dokumentieren wir den von uns erarbeiteten Konzeptvorschlag für eine künftige Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg. Die vorliegende Langfassung gibt unter anderem Auskunft über den Nutzen des Projekts für die Bürger/innen und die Stadt, stellt Überlegungen zu Inhalten, Angeboten und Entwicklung der Nutzungsstruktur an, skizziert die zu ergreifenden Maßnahmen sowie eine mögliche künftige Organisationsstruktur und stellt erste Ideen einer ergänzenden Finanzierung vor. Wer sich hingegen zunächst nur einen schnellen Überblick über die Grundlinien des Konzepts verschaffen möchte, dem empfehlen wir alternativ einen Blick in die Kurzfassung. Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg Ein Begegnungszentrum für Kunst und Kultur und sein Nutzen für die Bürger/innen Inhalt Vorwort 1. Status Quo – Bedeutung des bisherigen Künstlerhauses für die Bürger und die Stadt 2. Projekt Kulturfabrik Künstlerhaus – Nutzen für die Bürger/innen und die Stadt  2.1. Ziel Begegnungszentrum für Kunst und Kultur       2.2. Was spricht für den Ausbau?        2.3. Namenswahl      2.4. Nutzungskonzept der Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg 3. Erweiterte Kerninhalte und temporäre Angebote               3.1. Erweiterte Kerninhalte   3.2. Temporäre Angebote 4. Änderungen der Nutzungsstruktur             4.1. Ist-Zustand         4.2. Neue Nutzer, Dienstleistungsfunktionen und Begegnungsmöglichkeiten 5. Notwendige und wünschenswerte Maßnahmen 5.1. Sanierung des ehemaligen Fabrikgebäudes            5.2. Restaurierung und Sanierung des Vorderhauses 6. Organisationsstruktur – Aufgaben und Verantwortlichkeiten          6.1. Trägerverein Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg               6.2. Demokratische Verwaltung 7. Co-Finanzierung durch Partner 8. Planung und nächste Schritte       8.1. Grundsatzbeschluss des Leonberger Gemeinderats            8.2. Inhaltliche Konkretisierung des Konzepts               8.3. Beteiligung der Bürgerschaft Fazit _________________________________________________ Vorwort Im Jahr 2015 hat die Stadt Leonberg die inzwischen über 120 Jahre alte ehemalige Süddeutsche Schuhfabrik von den Erben des 2014 verstorbenen Fabrikbesitzers Erich Hägele erworben. Seitdem wurde der Fortbestand des  auch als Künstlerhaus Leonberg bekannten Gebäudes wiederholt in Frage gestellt. Angeregt durch die öffentliche Debatte haben sich die aktuellen Mieter/innen des Anwesens Gedanken über seine Zukunftsfähigkeit gemacht. Dabei entstand der folgende Vorschlag für ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept, das sowohl den besonderen Charakter des Anwesens berücksichtigt, als auch den Nutzen für alle Bürger/inne/n Leonbergs in den Mittelpunkt stellt. Die in der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg zusammengeschlossenen Mieter setzen sich für den Erhalt der alten Schuhfabrik und deren Umgestaltung in ein kulturelles Zentrum für Leonberg und seine Bürger/innen ein. In diesem Konzept sind Vorschläge versammelt, die als Gesprächsgrundlage mit dem Gemeinderat, der Stadtverwaltung und der Bevölkerung gedacht sind. Wir schlagen vor, den Gebäudekomplex der ehemaligen Schuhfabrik, inklusive Vorder- und Hinterhaus, von innen und außen zu sanieren, sodass er den geltenden baulichen Bestimmungen gerecht und für neue, ausgeweitete Nutzungen attraktiver wird. Dabei wünschen wir, den rustikalen Fabrikcharme bestmöglich zu erhalten. Durch die geschickte Verbindung von historisch wiedererkennbaren und modernen Elementen lässt sich ein architektonischer Hingucker schaffen, der geeignet ist, den bekannten Leonberger Markenzeichen wie Engelbergturm, Pomeranzengarten oder Leonberger Hunde ein weiteres Identifikation stiftendes Vorzeigeobjekt hinzuzufügen: die „Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg“ als pulsierendes Herz der Kunst- und Kulturstadt Leonberg. 1. Status Quo – Bedeutung des bisherigen Künstlerhauses für die Bürger und die Stadt Katalysator und Aushängeschild einer lebendigen Kunstszene Das bisherige Künstlerhaus ist für die Kulturszene Leonbergs von herausragender Bedeutung. Bereits die vor rund 40 Jahren aufgetretene erste Generation der im Haus tätigen Künstler hat die heutige Leonberger Kunstszene maßgeblich mitgeprägt. Ins künstlerische Gedächtnis der Stadt eingeschrieben haben sich unter anderem die von Künstlern seit 1981 im sogenannten „Glaskasten” der Schuhfabrik veranstalteten Ausstellungen und das aus der Schuhfabrik heraus 1983 gegründete Künstlerkollektiv “DIE GRUPPE”. Dem ehemaligen „Glaskasten“-Künstler Matthias Keller zum Beispiel verdankt Leonberg die Gründung der Jugendkunstschule, des Vorläufers der heutigen VHS-Kunstschule im Künstlerhaus. Und der Leonberger Maler Hans Mendler, einst Gründungsmitglied von „DIE GRUPPE“, betreibt heute noch sein Atelier in der Leonberger Altstadt. Diese und zahlreiche weitere ehemalige wie heutige Künstler/innen aus dem Umfeld der Schuhfabrik haben dem Leonberger Kunstbetrieb wichtige Impulse gegeben und den Grundstein dazu gelegt, dass die lokale Kunstszene mit der Langen Kunstnacht in der Leonberger Altstadt (LaKuNa) in den vergangenen 15 Jahren buchstäblich aufgeblüht ist. Spätestens seit 2006, seitdem das Künstlerhaus als ein Eckpfeiler der Langen Kunstnacht in Erscheinung tritt, ist es nicht nur den Bürgern Leonbergs, sondern auch Besuchern aus der gesamten Region Stuttgart und teilweise darüber hinaus bestens bekannt. Auch wenn die alte Schuhfabrik manchem Passanten zeitweise still erscheinen mag, profitiert die Bevölkerung doch auf mannigfache Weise von der Vielfalt der im Künstlerhaus konzentrierten Angebote: Kinder, Jugendliche und Erwachsene besuchen die Kurse und Workshops der VHS-Kunstschule und Ateliers, Kunstbesitzer und -käufer nehmen die Dienstleistungen des Bild + Rahmen-Fachgeschäfts in Anspruch, auch junge Kunstinteressierte strömen zu den Ausstellungen und Events der Galerie im Künstlerhaus, während alljährlich bei der Langen Kunstnacht das Publikum in langen Reihen durch die Räume zieht, auf der Suche nach neuen künstlerischen Inspirationen und Sinneseindrücken. Das Künstlerhaus – ebenso wie die lokale Kunstszene insgesamt – macht auf diese Weise seit vielen Jahren Werbung für Leonberg als einer lebenswerten Stadt, in der Kunst und Kreativität einen allseits geschätzten Stellenwert genießen. Gewerbliche Beziehungen Für die aktuellen Hausnutzer/innen wiederum – Künstler/innen, Kunstlehrer/innen, Kunstschüler/innen, Aussteller/innen, Galeristen, Ausstellungsbesucher/innen, Kunstgewerbetreibenden sowie Käufer von Kunst und Kunstdienstleistungen – ist das Künstlerhaus unter anderem wegen seiner vielfältig nutzbaren, trockenen Räumlichkeiten, seiner Aufbewahrungsmöglichkeiten für Kunstprodukte und seiner günstigen Mieten unersetzlich. Seine Lage an einer Hauptverkehrsstraße zwischen Alt- und Neustadt fördert die öffentliche Wahrnehmung, während die Nähe zur Altstadt eine Teilnahme an der Langen Kunstnacht überhaupt erst ermöglicht. Zugleich fördert das Miteinander verschiedener Kunstinstitutionen den kreativen Austausch untereinander und hat langjährige persönliche Beziehungen und Verbundenheiten geschaffen. Auch für das Fachgeschäft Bild + Rahmen sind der zentrale, gut sichtbare Standort sowie das Eingebundensein in eine vielfältige, künstlerische Umgebung von herausragender Bedeutung. Diese Kombination sichert Arbeitsplätze und sorgt für fußläufige Erreichbarkeit. Das Fachgeschäft dient ebenso für Künstler wie für kunstinteressierte Bürger/innen als Anlaufstelle und verbindet so Innen- und Außenleben des im Haus stattfindenden Kunstbetriebs. Kulturhistorische Einordnung Darüber hinaus erweist sich das mutmaßlich aus den Jahren 1821 und 1898 stammende Gebäudeensemble der früheren Süddeutschen Schuhfabrik, in dem das Künstlerhaus ansässig ist, auch innerhalb der Stadt als einzigartig. Es ist nicht nur der letzte Zeitzeuge der Leonberger Industriegeschichte des 19. Jahrhunderts mit besonderer Architektur (Backsteinfassade unter dem heutigen Putz und ehemalige Rundbogenfenster), sondern es ist auch ein Kulturdenkmal der südwestdeutschen Arbeiter- und Handwerkerbewegung. Mutmaßlich im heutigen Vorderhaus (oder im 1898 abgebrochenen Farbhaus) wurde 1896 eine unabhängige Schuharbeiter-Genossenschaft gegründet, die Keimzelle der

Konzept Kurzversion: Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg

Im Folgenden dokumentieren wir den von uns erarbeiteten Konzeptvorschlag für eine künftige Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg. Für den schnellen Überblick bietet sich zunächst die folgende Kurzversion an. Wer mehr erfahren möchte, dem sei im Anschluss die Lektüre der ausführlichen Langfassung empfohlen. Sie gibt unter anderem Auskunft über den Nutzens des Projekts für die Bürger/innen und die Stadt, stellt Überlegungen zu Inhalten, Angeboten und Entwicklung der Nutzungsstruktur an, skizziert die zu ergreifenden Maßnahmen sowie eine mögliche künftige Organisationsstruktur und stellt erste Ideen einer ergänzenden Finanzierung vor.  KULTURFABRIK KÜNSTLERHAUS LEONBERG BEGEGNUNGSZENTRUM FÜR KUNST UND KULTUR ____________________________________________________ Konzeptentwurf Die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus setzt sich für den Erhalt der alten Schuhfabrik und deren Umgestaltung in ein kulturelles Zentrum für Leonberg und seine Bürger*innen ein. In diesem ersten Konzept sind Vorschläge versammelt, die als Gesprächsgrundlage mit dem Gemeinderat und der Bevölkerung gedacht sind. Wir schlagen vor, das Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik, inkl. Vorder- und Hinterhaus von innen und außen zu sanieren, so dass es den baulichen Bestimmungen gerecht wird und für neue, ausgeweitete Nutzungen attraktiver wird. Dabei wünschen wir, den rustikalen Fabrikcharme bestmöglich zu erhalten und somit einen historisch-modernen Hingucker für zukünftige Generationen von Bürgern und Besuchern zu schaffen. Hierbei wäre das Freilegen der Backsteinfassade des Fabrikgebäudes und des Fachwerks im Vorderhaus naheliegende Optionen. Die Außenflächen sollten in das Konzept der Sanierung und Nutzung mit eingeschlossen werden, evtl. als Areal Kulturfabrik-Steinturnhalle, mit Grünflächen und Parkmöglichkeiten, einem Kinderspielplatz und Sitzgelegenheiten zum Verweilen. _______________________________________________________ Zentrum für kreatives Denken und Schaffen in Leonberg Neben den bisher bereits aktiven Künstlerateliers und der VHS Kunstschule im Haus wünschen wir uns eine Öffnung des Hauses für weitere künstlerische und kulturelle Angebote: so könnten neue künstlerische Werkstätten im 1. OG entstehen, ein Gastatelier für auswärtige Künstler (z.B. aus den Partnerstädten) die lokale Szene bereichern und ein Veranstaltungsraum für Ausstellungen, Lesungen, kleinere Konzerte etc. genutzt werden. Ein kulturelles Angebot für alle Altersgruppen, von kreativen Mal- und Bastelinitiativen für Kinder, über Kunst- und Inspirations-Kurse und Workshops für Erwachsene sowie regelmäßige Feste rund ums Haus würden das Leben in Leonberg bereichern und das Haus als Sinn und Identifikation stiftendes Zentrum etablieren. Sobald für die Sammlung des Stadtmuseums neue, geeignetere Räumlichkeiten gefunden sind, steht ein weiteres Stockwerk zur Nutzung durch Dritte zur Verfügung, wie etwa die Initiative der KZ-Gedenkstätte, die dort eine öffentliche museale Bibliothek einrichten könnte. Auch die Nutzung durch andere Vereine oder Gruppen wird unterstützt. _______________________________________________________ Begegnungsstätte und Identifikations-Ort in Leonberg Angegliedert an die städtebauliche Achse Leo-Center—Altstadt, als Aushängeschild der Stadt auf dem Weg zum Reiterstadion und direkt neben dem neu entstehenden Post-Areal ist die Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg nicht nur optisch eine Auffrischung für das Stadtbild: Als Begegnungsstätte mit einem Cafe/Bistro mit Spielplatz lädt sie dazu ein, sich dort zu treffen, in dem Kreativ- & Kunstgewerbe-Laden Kunst, Geschenke oder Dekoration zu shoppen. Als Dienstleister finden sich dort der etablierte Bild + Rahmen Laden, evtl. erweitert um andere kunst/handwerkliche Betriebe, die bereits Interesse bekundet haben. Die Galerie hat schon jetzt einen deutschlandweiten Namen und bietet interessierten Bürgern der Region einen inspirierenden Rahmen für Events und als alternativen Treffpunkt für Groß und Klein. Denkbar wäre auch, einen kommunalen Kräuter & Gemüsegarten einzurichten, dessen Erträge in das Menü des Bistros einfließen. _______________________________________________________ Ist das Kunst oder kann das weg? Wir sprechen uns gegen einen möglichen Abriss und Wohnungsbau aus, welcher der Stadt zwar kurzfristig Einkommen bringt, aber das Gebiet um die Steinturnhalle dauerhaft unattraktiv macht. Mit der alten Schuhfabrik hat Leonberg ein einzigartiges Gelände an der Hand, was, wenn richtig umgesetzt, auf lange Sicht sowohl Stadtleben als auch Stadtbild attraktiver werden lässt und auch über die Stadtgrenzen hinaus Einfluss und Ansehen generieren wird. Als historisches und kulturelles Gegenstück zu neuen Wohnbereichen und kommerziellen Zentren ist das Areal der alten Schuhfabrik mit seiner Lage in der neuen Stadtmitte prädestiniert, ein weiteres Wahrzeichen für die Stadt und eine Bereicherung für alle Leonberger zu werden. _______________________________________________________ Erste Ideen zur Finanzierung Von Verein und Stadt getragen, durch Gewerbe im Haus unterstützt. Fördermittel von Bund und Land für den Umbau (evtl. Veranstaltungsreihen), Sponsoren & Partner aus den ansässigen Unternehmen, auch um deren Mitarbeiter an unser Haus zu binden. Fördermitgliedschaften. Als symbolische und tatsächliche Unterstützung der vorzunehmenden baulichen Maßnahmen werden von der Interessengruppe um die Initiative Gelder gesammelt. Wir sind uns bewusst, dass Kultur immer Geld kostet, sei es das Stuttgarter Staatstheater oder das LeoBad. In Kultur investiert man nicht, um Kapitalerträge zu ernten. Investitionen in kulturelle Einrichtungen sind immer Investitionen in die Zivilgesellschaft, in die Bildung und in das Werte-System, und somit auch erst einmal unabhängig von kommerziellem Erfolg. Kulturelle Einrichtungen erweitern den Horizont, binden an den Heimatort und schaffen Perspektiven, die es im Alltag oft nicht gibt. Kulturelle Einrichtungen sind aber auch Wahrzeichen, die weit über die Bewohner der Stadt hinaus Bindeglieder darstellen zwischen Welten und Fronten, Regionen und Einstellungen. Sie sind Orte zum Ausbrechen aus dem Alltag und dem Alltäglichen, wie ein Kurzurlaub, der inspiriert und bereichert. © Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) 2020 Lesen Sie auch die Langfassung unseres Konzepts

Reingeschaut: Besuch von der Bundespolitik

Reingeschaut: Besuch von der Bundespolitik Der FDP-Wahlkreisabgeordnete Florian Toncar informierte sich im Künstlerhaus Ende Juli 2020 trudelte bei der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) eine E-Mail aus dem Böblinger Wahlkreisbüro der FDP ein: Der Bundestagsabgeordnete Florian Toncar ließ anfragen, ob er zu einem Informationsaustausch über die Lage von Künstlern und Kulturschaffenden in Leonberg inklusive Besichtigungstour durchs Künstlerhaus vorbeischauen könne. Während des am 11. August 2020 anberaumten rund einstündigen Besuchs ließ sich der Abgeordnete in Begleitung des Leonberger FDP-Stadtverbandsvorsitzenden Bernd Schönwald und des stellvertretenden Stadtverbandsvorsitzenden und FDP-Stadtrats Kurt Kindermann von IKKL-Mitgliedern durch die alte Schuhfabrik führen. Dabei erläuterten die IKKL-Vertreter das Zusammenspiel der vier im Künstlerhaus aktiven Kunstinstitutionen, bestehend aus Künstlerateliers, Fachgeschäft BILD+RAHMEN, Galerie im Künstlerhaus sowie VHS-Kunstschule. Vor dem Hintergrund der für diesen Herbst angekündigten Gemeinderatsentscheidung über Abriss oder Erhalt des mehr als 120 Jahre alten, letzten erhaltenen Zeitzeugens der Leonberger Industrialisierung warben die IKKL-Vertreter zugleich für dessen Sanierung und Ausbau zu einem Kunst- und Kultur-Begegnungszentrum für alle Bürgerinnen und Bürger aus Leonberg und der Region. Der 40-jährige Abgeordnete und Rechtsanwalt seinerseits sprach sich für eine konsequentere staatliche Unterstützung aller von der Corona-Krise existenziell bedrohten Kunst- und Kulturschaffenden aus und erkundigte sich nach der Situation in Leonberg. Die IKKL-Vertreter begrüßten das Engagement des Bundestagsabgeordneten und wiesen ergänzend darauf hin, dass zur Existenzsicherung auch die Erhaltung und Pflege der alten Schuhfabrik in Leonberg gehört, damit künstlerische und kulturelle Vielfalt in Leonberg auch in Zukunft einen Ort hat, an dem sie stattfinden kann.

Tunnelblick statt ganzheitlicher Betrachtung

Tunnelblick statt ganzheitlicher Betrachtung In die Entscheidung über die alte Schuhfabrik müssen auch Argumente für ihren Erhalt einfließen Eigentlich sollte die Grundsatz-Entscheidung über Sanierung oder Abriss der alten Schuhfabrik schon im Frühjahr 2020 fallen. Doch die Corona-Krise hat nicht nur unsere Planungen für ein Künstlerhausfest, sondern auch die Terminplanung von Stadtverwaltung und Gemeinderat durchkreuzt. Und so kam es, dass die entscheidende Gemeinderatssitzung bereits zwei Mal verschoben wurde. Jetzt heißt es, dass der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag, 17. November 2020, ab 19 Uhr über die alte Schuhfabrik entscheidet. Zukunftskonzept veröffentlicht Wir haben die Zeit genutzt. In den vergangenen Monaten haben wir unseren Vorschlag, wie es aus unserer Sicht mit der alten Schuhfabrik weitergehen sollte, noch einmal gründlich überarbeitet und auf den allerneuesten Stand gebracht. Das von uns vorgelegte Konzept entwirft, kurz gesagt, eine Zukunftsvision, wie das bestehende Künstlerhaus zu einem „Begegnungszentrum für Kunst und Kultur“ weiterentwickelt werden kann. Das neue Begegnungszentrum mit dem Namen „Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg“ soll nicht nur kunstinteressierte Menschen, sondern alle Bürgerinnen und Bürger ansprechen. Ja, wir gehen sogar noch einen Schritt weiter: Wir schlagen die Einbeziehung der ebenfalls historischen Steinturnhalle in ein neu zu schaffendes „Kulturareal Steinstraße“ vor. Damit könnten die kulturellen Angebote von Künstlern, Kulturschaffenden und Vereinen zielgenau an der Schwelle zwischen Altstadt und neuer Stadtmitte gebündelt und zudem für eine dauerhafte Belebung der umgebenden alten und neuen Wohn- und Geschäftsviertel genutzt werden. Wer sich einen schnellen Überblick über unsere Vorschläge verschaffen möchte, findet eine Kurzversion unter „KKL-Doku“ auf dieser Internetseite. Wer sich darüber hinaus für weitere Einzelheiten interessiert, kann sich in die anschließende Langfassung vertiefen. Entscheidung rückt näher Bereits im Februar 2020 hatten wir als Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) unser Konzept an die Stadtverwaltung geschickt. Doch damals war die Kulturamtsleitung noch nicht wieder besetzt, dann kam die Corona-Krise und es tat sich erst einmal nichts. Erst im Juni 2020 kam es auf Einladung der IKKL zu einem ersten Treffen mit dem neuen Ressortchef inklusive Besichtigung der Schuhfabrik. Ende Juli 2020 präsentierte das Kulturamt dann einen „Fahrplan“ für diesen Herbst: erst eine Hausbegehung durch den Gemeinderat, dann Beratung in den Ausschüssen und zum Schluss Entscheidung durch den Gemeinderat. Fragwürdige Hausbegehung Schon im Vorfeld der für den 29. September 2020 anberaumten nichtöffentlichen Hausbegehung wollte die Stadtverwaltung unser Konzept den Bürgervertreter/innen zugänglich machen. Doch daraus wurde nichts. Begründung: Der Gemeinderat wolle sich zuerst ausschließlich mit dem baulichen Zustand befassen. Diese Herangehensweise wird unserer Ansicht nach der Sache nicht gerecht. Ein historisches Bauwerk wie die alte Süddeutsche Schuhfabrik, dessen älteste Teile fast 200 Jahre alt sind, darf nicht allein von seinem baulichen Zustand her beurteilt werden. Statt des verengten Blicks auf erwartbare altersbedingte Schäden und deren Folgekosten könnte eine ganzheitlich ausgerichtete Betrachtungsweise zu einem objektiveren Urteil führen. In eine solche ganzheitliche Betrachtung muss zum einen die historische Bedeutung der Schuhfabrik als letzter Zeitzeugin der Leonberger Industrialisierung und zum anderen ihre gegenwärtige Bedeutung für die lokale und regionale Kunst- und Kulturszene einbezogen werden. Nicht zuletzt gilt es auch, die zukünftigen Chancen zu berücksichtigen, die mit der von uns vorgeschlagenen Umwandlung des bestehenden Künstlerhauses in ein Kunst- und Kultur-Begegnungszentrum für alle Bürger/innen und die Stadt insgesamt verbunden sind.     Politik der Abrissbirne Es ist beklagenswert, dass es in Leonberg offenbar an historischem Bewusstsein mangelt. Einen Verein, der sich um die Pflege der Stadt- und Regionalgeschichte kümmert, sucht man hier vergebens. Da verwundert es nicht, dass die Politik der Abrissbirne bisher kaum auf Widerspruch stieß. Auf diese Weise hat Leonberg schon viele historische Gebäude verloren: Erinnert sei beispielsweise an das Schießhaus am alten Friedhof (aus dem Jahr 1602), an das aus dem 19. Jahrhundert stammende Wohnhaus des Züchters der Leonberger Hunde, Heinrich Essig, und an die ehemalige Schuhfabrik Schmalzriedt in der Bahnhofstraße. Erst ließ man die Gebäude verfallen, dann hieß es: zu teuer zum Sanieren. Dieses Muster darf sich bei der alten Schuhfabrik nicht wiederholen. Ein Abriss der alten Schuhfabrik wäre nicht wieder gutzumachen. Wo ein Wille ist Im Übrigen werden angeblich zu hohe Kosten – wie neuerdings auch die Steuerausfälle infolge der Corona-Krise – gerne als Argumente vorgeschoben, um eine zukunftsweisende Diskussion im Keim zu ersticken. Landauf, landab hat sich aber in vielen ähnlich gelagerten Sanierungsfällen gezeigt: Wo ein Wille ist, da ist meistens auch ein Weg. Nicht von ungefähr weisen Fachleute darauf hin, dass es genügend Beispiele gibt, wie auch mit geringen Mitteln auf respektable Art und Weise saniert und restauriert werden kann. Lesetipp zur Geschichte der alten Schuhfabrik: https://zeitreise-bb.de/schuh/