Rückblick: Was geschah bisher?
Rückblick: Was geschah bisher? Mit dem Tod ihres letzten Eigentümers Erich Haegele am 29. März 2014 ging für die ehemalige Süddeutsche Schuhfabrik an der Eltinger Straße in Leonberg eine Ära zu Ende: Knapp 120 Jahre lang, seit 1896, war sie in Privatbesitz gewesen. Nun wurde sie von den Erben mit Wirkung zum 1. Januar 2015 an die Stadt Leonberg verkauft. Für die zumeist seit Jahrzehnten im inzwischen als Künstlerhaus weithin bekannten Gebäude angesiedelten Nutzer, von den drei Ateliergemeinschaften über den Laden BILD+RAHMEN mit angeschlossener Galerie im Künstlerhaus bis zur städtischen VHS-Kunstschule, änderte sich erst einmal nichts. Die Stadt, die bisher selbst nur einer von mehreren Mietern im Haus gewesen war, übernahm als neuer Eigentümer alle bestehenden Mietverträge. Künstlerische Aktivitäten, Workshops, Ausstellungen, Bild- und Rahmenverkäufe sowie Lehrtätigkeiten liefen wie gewohnt weiter. Abriss-Forderungen Doch ein großes Anwesen in dieser zentralen Innenstadtlage weckt früher oder später Begehrlichkeiten. Nachdem zuvor auf dem lange brach gelegenen Nachbargrundstück, das einst die Privatvilla der früheren Fabrikbesitzer beherbergte, die Seniorenresidenz Seegarten entstanden war, wurden Stimmen laut, die nun einen Abriss des Künstlerhauses forderten. Insbesondere einzelne Sprecher der Freien Wähler und der CDU im Gemeinderat nutzten den sich abzeichnenden Wohnraummangel, um von eigenen Versäumnissen bei der Planung der in direkter Nachbarschaft entstehenden neuen Wohnquartiere auf dem Layher- und Post-Areal abzulenken. Die dort nicht realisierten bezahlbaren Wohnungen werden nun ausgerechnet auf dem Künstlerhaus-Gelände eingefordert. Mit wachsendem Unbehagen verfolgten die Nutzer die teils von populistischen Untertönen durchzogene öffentliche Debatte. Bis Ende 2018 ein provokanter Leserbrief in der örtlichen Tageszeitung zu einer gemeinsamen Stellungnahme (Anm. 1) geradezu herausforderte. Die Stellungnahme wurde ausschnittsweise in der Leonberger Kreiszeitung (LKZ) wiedergegeben (Anm. 2). Resolution für Erhalt und Sanierung Da die Sichtweise der Betroffenen ebenso wie der kunst- und kulturinteressierten Öffentlichkeit in der bisherigen Debatte so gut wie keine Rolle gespielt hatte, beschlossen die Nutzer, sich von nun an selbst Gehör zu verschaffen. Man traf sich zu Hausversammlungen, diskutierte die lokalpolitische Situation, erarbeitete eine während der 14. Langen Kunstnacht (LaKuNa) im April 2019 mit beträchtlicher Aufmerksamkeit der Besucher und der Lokalpresse vorgestellte Plakataktion zur bewegten Geschichte des Hauses (Anm. 3) und verabschiedete eine Resolution für Erhalt und Sanierung des Künstlerhauses (Anm. 4). Diese wurde Anfang Juli bei der alljährlichen LaKuNa-Besprechung von der überwiegenden Mehrheit der über 40 anwesenden Teilnehmern mit ihrer Unterschrift unterstützt und am 2. Oktober 2019 von einer Delegation der Hausnutzer an Leonbergs Oberbürgermeister Martin G. Cohn überreicht. Gründung der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg Um sich einen Eindruck zu verschaffen, welche Potenziale eine künftig für nötig erachtete Öffnung des Leonberger Künstlerhauses für breitere kunst- und kulturinteressierte Kreise freisetzen könnte, besichtigte eine Gruppe im August das Künstlerhaus Stuttgart. Dieses weist eine in Teilen ähnliche Geschichte auf wie sein Leonberger Pendant. Die gewonnenen Eindrücke mündeten in einen von September bis November unter Leitung des Kurators der Galerie im Künstlerhaus, Tobias Kegler, veranstalteten Inhouse-Workshop. Dabei konkretisierten die Hausnutzer nicht nur ihre Argumente für Erhalt und Sanierung des Künstlerhauses und trugen die Bausteine für eine künftige erweiterte Hausnutzung zusammen. Sie gaben sich auch erstmals einen organisatorischen Rahmen: Im Verlauf der 4. Hausversammlung am 9. Oktober 2019 wurde die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) gegründet. Die neue Initiative wird von einem dreiköpfigen Sprecherkreis aus Chris Heinemann (Sprecher) sowie Karin Albrecht und Tobias Kegler (Stellvertreter) nach außen vertreten. Vorschlag für künftiges Nutzungskonzept Parallel hatte das Sprechertrio bereits mit der Erarbeitung eines eigenen Vorschlags für ein künftiges Nutzungskonzept begonnen. Ende Januar 2020 wurde es fertiggestellt und am 24. Februar 2020 an die Verantwortlichen der Stadt Leonberg versandt.