Konzept Langfassung: Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg
Im Folgenden dokumentieren wir den von uns erarbeiteten Konzeptvorschlag für eine künftige Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg. Die vorliegende Langfassung gibt unter anderem Auskunft über den Nutzen des Projekts für die Bürger/innen und die Stadt, stellt Überlegungen zu Inhalten, Angeboten und Entwicklung der Nutzungsstruktur an, skizziert die zu ergreifenden Maßnahmen sowie eine mögliche künftige Organisationsstruktur und stellt erste Ideen einer ergänzenden Finanzierung vor. Wer sich hingegen zunächst nur einen schnellen Überblick über die Grundlinien des Konzepts verschaffen möchte, dem empfehlen wir alternativ einen Blick in die Kurzfassung. Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg Ein Begegnungszentrum für Kunst und Kultur und sein Nutzen für die Bürger/innen Inhalt Vorwort 1. Status Quo – Bedeutung des bisherigen Künstlerhauses für die Bürger und die Stadt 2. Projekt Kulturfabrik Künstlerhaus – Nutzen für die Bürger/innen und die Stadt 2.1. Ziel Begegnungszentrum für Kunst und Kultur 2.2. Was spricht für den Ausbau? 2.3. Namenswahl 2.4. Nutzungskonzept der Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg 3. Erweiterte Kerninhalte und temporäre Angebote 3.1. Erweiterte Kerninhalte 3.2. Temporäre Angebote 4. Änderungen der Nutzungsstruktur 4.1. Ist-Zustand 4.2. Neue Nutzer, Dienstleistungsfunktionen und Begegnungsmöglichkeiten 5. Notwendige und wünschenswerte Maßnahmen 5.1. Sanierung des ehemaligen Fabrikgebäudes 5.2. Restaurierung und Sanierung des Vorderhauses 6. Organisationsstruktur – Aufgaben und Verantwortlichkeiten 6.1. Trägerverein Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg 6.2. Demokratische Verwaltung 7. Co-Finanzierung durch Partner 8. Planung und nächste Schritte 8.1. Grundsatzbeschluss des Leonberger Gemeinderats 8.2. Inhaltliche Konkretisierung des Konzepts 8.3. Beteiligung der Bürgerschaft Fazit _________________________________________________ Vorwort Im Jahr 2015 hat die Stadt Leonberg die inzwischen über 120 Jahre alte ehemalige Süddeutsche Schuhfabrik von den Erben des 2014 verstorbenen Fabrikbesitzers Erich Hägele erworben. Seitdem wurde der Fortbestand des auch als Künstlerhaus Leonberg bekannten Gebäudes wiederholt in Frage gestellt. Angeregt durch die öffentliche Debatte haben sich die aktuellen Mieter/innen des Anwesens Gedanken über seine Zukunftsfähigkeit gemacht. Dabei entstand der folgende Vorschlag für ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept, das sowohl den besonderen Charakter des Anwesens berücksichtigt, als auch den Nutzen für alle Bürger/inne/n Leonbergs in den Mittelpunkt stellt. Die in der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg zusammengeschlossenen Mieter setzen sich für den Erhalt der alten Schuhfabrik und deren Umgestaltung in ein kulturelles Zentrum für Leonberg und seine Bürger/innen ein. In diesem Konzept sind Vorschläge versammelt, die als Gesprächsgrundlage mit dem Gemeinderat, der Stadtverwaltung und der Bevölkerung gedacht sind. Wir schlagen vor, den Gebäudekomplex der ehemaligen Schuhfabrik, inklusive Vorder- und Hinterhaus, von innen und außen zu sanieren, sodass er den geltenden baulichen Bestimmungen gerecht und für neue, ausgeweitete Nutzungen attraktiver wird. Dabei wünschen wir, den rustikalen Fabrikcharme bestmöglich zu erhalten. Durch die geschickte Verbindung von historisch wiedererkennbaren und modernen Elementen lässt sich ein architektonischer Hingucker schaffen, der geeignet ist, den bekannten Leonberger Markenzeichen wie Engelbergturm, Pomeranzengarten oder Leonberger Hunde ein weiteres Identifikation stiftendes Vorzeigeobjekt hinzuzufügen: die „Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg“ als pulsierendes Herz der Kunst- und Kulturstadt Leonberg. 1. Status Quo – Bedeutung des bisherigen Künstlerhauses für die Bürger und die Stadt Katalysator und Aushängeschild einer lebendigen Kunstszene Das bisherige Künstlerhaus ist für die Kulturszene Leonbergs von herausragender Bedeutung. Bereits die vor rund 40 Jahren aufgetretene erste Generation der im Haus tätigen Künstler hat die heutige Leonberger Kunstszene maßgeblich mitgeprägt. Ins künstlerische Gedächtnis der Stadt eingeschrieben haben sich unter anderem die von Künstlern seit 1981 im sogenannten „Glaskasten” der Schuhfabrik veranstalteten Ausstellungen und das aus der Schuhfabrik heraus 1983 gegründete Künstlerkollektiv “DIE GRUPPE”. Dem ehemaligen „Glaskasten“-Künstler Matthias Keller zum Beispiel verdankt Leonberg die Gründung der Jugendkunstschule, des Vorläufers der heutigen VHS-Kunstschule im Künstlerhaus. Und der Leonberger Maler Hans Mendler, einst Gründungsmitglied von „DIE GRUPPE“, betreibt heute noch sein Atelier in der Leonberger Altstadt. Diese und zahlreiche weitere ehemalige wie heutige Künstler/innen aus dem Umfeld der Schuhfabrik haben dem Leonberger Kunstbetrieb wichtige Impulse gegeben und den Grundstein dazu gelegt, dass die lokale Kunstszene mit der Langen Kunstnacht in der Leonberger Altstadt (LaKuNa) in den vergangenen 15 Jahren buchstäblich aufgeblüht ist. Spätestens seit 2006, seitdem das Künstlerhaus als ein Eckpfeiler der Langen Kunstnacht in Erscheinung tritt, ist es nicht nur den Bürgern Leonbergs, sondern auch Besuchern aus der gesamten Region Stuttgart und teilweise darüber hinaus bestens bekannt. Auch wenn die alte Schuhfabrik manchem Passanten zeitweise still erscheinen mag, profitiert die Bevölkerung doch auf mannigfache Weise von der Vielfalt der im Künstlerhaus konzentrierten Angebote: Kinder, Jugendliche und Erwachsene besuchen die Kurse und Workshops der VHS-Kunstschule und Ateliers, Kunstbesitzer und -käufer nehmen die Dienstleistungen des Bild + Rahmen-Fachgeschäfts in Anspruch, auch junge Kunstinteressierte strömen zu den Ausstellungen und Events der Galerie im Künstlerhaus, während alljährlich bei der Langen Kunstnacht das Publikum in langen Reihen durch die Räume zieht, auf der Suche nach neuen künstlerischen Inspirationen und Sinneseindrücken. Das Künstlerhaus – ebenso wie die lokale Kunstszene insgesamt – macht auf diese Weise seit vielen Jahren Werbung für Leonberg als einer lebenswerten Stadt, in der Kunst und Kreativität einen allseits geschätzten Stellenwert genießen. Gewerbliche Beziehungen Für die aktuellen Hausnutzer/innen wiederum – Künstler/innen, Kunstlehrer/innen, Kunstschüler/innen, Aussteller/innen, Galeristen, Ausstellungsbesucher/innen, Kunstgewerbetreibenden sowie Käufer von Kunst und Kunstdienstleistungen – ist das Künstlerhaus unter anderem wegen seiner vielfältig nutzbaren, trockenen Räumlichkeiten, seiner Aufbewahrungsmöglichkeiten für Kunstprodukte und seiner günstigen Mieten unersetzlich. Seine Lage an einer Hauptverkehrsstraße zwischen Alt- und Neustadt fördert die öffentliche Wahrnehmung, während die Nähe zur Altstadt eine Teilnahme an der Langen Kunstnacht überhaupt erst ermöglicht. Zugleich fördert das Miteinander verschiedener Kunstinstitutionen den kreativen Austausch untereinander und hat langjährige persönliche Beziehungen und Verbundenheiten geschaffen. Auch für das Fachgeschäft Bild + Rahmen sind der zentrale, gut sichtbare Standort sowie das Eingebundensein in eine vielfältige, künstlerische Umgebung von herausragender Bedeutung. Diese Kombination sichert Arbeitsplätze und sorgt für fußläufige Erreichbarkeit. Das Fachgeschäft dient ebenso für Künstler wie für kunstinteressierte Bürger/innen als Anlaufstelle und verbindet so Innen- und Außenleben des im Haus stattfindenden Kunstbetriebs. Kulturhistorische Einordnung Darüber hinaus erweist sich das mutmaßlich aus den Jahren 1821 und 1898 stammende Gebäudeensemble der früheren Süddeutschen Schuhfabrik, in dem das Künstlerhaus ansässig ist, auch innerhalb der Stadt als einzigartig. Es ist nicht nur der letzte Zeitzeuge der Leonberger Industriegeschichte des 19. Jahrhunderts mit besonderer Architektur (Backsteinfassade unter dem heutigen Putz und ehemalige Rundbogenfenster), sondern es ist auch ein Kulturdenkmal der südwestdeutschen Arbeiter- und Handwerkerbewegung. Mutmaßlich im heutigen Vorderhaus (oder im 1898 abgebrochenen Farbhaus) wurde 1896 eine unabhängige Schuharbeiter-Genossenschaft gegründet, die Keimzelle der
Konzept Kurzversion: Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg
Im Folgenden dokumentieren wir den von uns erarbeiteten Konzeptvorschlag für eine künftige Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg. Für den schnellen Überblick bietet sich zunächst die folgende Kurzversion an. Wer mehr erfahren möchte, dem sei im Anschluss die Lektüre der ausführlichen Langfassung empfohlen. Sie gibt unter anderem Auskunft über den Nutzens des Projekts für die Bürger/innen und die Stadt, stellt Überlegungen zu Inhalten, Angeboten und Entwicklung der Nutzungsstruktur an, skizziert die zu ergreifenden Maßnahmen sowie eine mögliche künftige Organisationsstruktur und stellt erste Ideen einer ergänzenden Finanzierung vor. KULTURFABRIK KÜNSTLERHAUS LEONBERG BEGEGNUNGSZENTRUM FÜR KUNST UND KULTUR ____________________________________________________ Konzeptentwurf Die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus setzt sich für den Erhalt der alten Schuhfabrik und deren Umgestaltung in ein kulturelles Zentrum für Leonberg und seine Bürger*innen ein. In diesem ersten Konzept sind Vorschläge versammelt, die als Gesprächsgrundlage mit dem Gemeinderat und der Bevölkerung gedacht sind. Wir schlagen vor, das Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik, inkl. Vorder- und Hinterhaus von innen und außen zu sanieren, so dass es den baulichen Bestimmungen gerecht wird und für neue, ausgeweitete Nutzungen attraktiver wird. Dabei wünschen wir, den rustikalen Fabrikcharme bestmöglich zu erhalten und somit einen historisch-modernen Hingucker für zukünftige Generationen von Bürgern und Besuchern zu schaffen. Hierbei wäre das Freilegen der Backsteinfassade des Fabrikgebäudes und des Fachwerks im Vorderhaus naheliegende Optionen. Die Außenflächen sollten in das Konzept der Sanierung und Nutzung mit eingeschlossen werden, evtl. als Areal Kulturfabrik-Steinturnhalle, mit Grünflächen und Parkmöglichkeiten, einem Kinderspielplatz und Sitzgelegenheiten zum Verweilen. _______________________________________________________ Zentrum für kreatives Denken und Schaffen in Leonberg Neben den bisher bereits aktiven Künstlerateliers und der VHS Kunstschule im Haus wünschen wir uns eine Öffnung des Hauses für weitere künstlerische und kulturelle Angebote: so könnten neue künstlerische Werkstätten im 1. OG entstehen, ein Gastatelier für auswärtige Künstler (z.B. aus den Partnerstädten) die lokale Szene bereichern und ein Veranstaltungsraum für Ausstellungen, Lesungen, kleinere Konzerte etc. genutzt werden. Ein kulturelles Angebot für alle Altersgruppen, von kreativen Mal- und Bastelinitiativen für Kinder, über Kunst- und Inspirations-Kurse und Workshops für Erwachsene sowie regelmäßige Feste rund ums Haus würden das Leben in Leonberg bereichern und das Haus als Sinn und Identifikation stiftendes Zentrum etablieren. Sobald für die Sammlung des Stadtmuseums neue, geeignetere Räumlichkeiten gefunden sind, steht ein weiteres Stockwerk zur Nutzung durch Dritte zur Verfügung, wie etwa die Initiative der KZ-Gedenkstätte, die dort eine öffentliche museale Bibliothek einrichten könnte. Auch die Nutzung durch andere Vereine oder Gruppen wird unterstützt. _______________________________________________________ Begegnungsstätte und Identifikations-Ort in Leonberg Angegliedert an die städtebauliche Achse Leo-Center—Altstadt, als Aushängeschild der Stadt auf dem Weg zum Reiterstadion und direkt neben dem neu entstehenden Post-Areal ist die Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg nicht nur optisch eine Auffrischung für das Stadtbild: Als Begegnungsstätte mit einem Cafe/Bistro mit Spielplatz lädt sie dazu ein, sich dort zu treffen, in dem Kreativ- & Kunstgewerbe-Laden Kunst, Geschenke oder Dekoration zu shoppen. Als Dienstleister finden sich dort der etablierte Bild + Rahmen Laden, evtl. erweitert um andere kunst/handwerkliche Betriebe, die bereits Interesse bekundet haben. Die Galerie hat schon jetzt einen deutschlandweiten Namen und bietet interessierten Bürgern der Region einen inspirierenden Rahmen für Events und als alternativen Treffpunkt für Groß und Klein. Denkbar wäre auch, einen kommunalen Kräuter & Gemüsegarten einzurichten, dessen Erträge in das Menü des Bistros einfließen. _______________________________________________________ Ist das Kunst oder kann das weg? Wir sprechen uns gegen einen möglichen Abriss und Wohnungsbau aus, welcher der Stadt zwar kurzfristig Einkommen bringt, aber das Gebiet um die Steinturnhalle dauerhaft unattraktiv macht. Mit der alten Schuhfabrik hat Leonberg ein einzigartiges Gelände an der Hand, was, wenn richtig umgesetzt, auf lange Sicht sowohl Stadtleben als auch Stadtbild attraktiver werden lässt und auch über die Stadtgrenzen hinaus Einfluss und Ansehen generieren wird. Als historisches und kulturelles Gegenstück zu neuen Wohnbereichen und kommerziellen Zentren ist das Areal der alten Schuhfabrik mit seiner Lage in der neuen Stadtmitte prädestiniert, ein weiteres Wahrzeichen für die Stadt und eine Bereicherung für alle Leonberger zu werden. _______________________________________________________ Erste Ideen zur Finanzierung Von Verein und Stadt getragen, durch Gewerbe im Haus unterstützt. Fördermittel von Bund und Land für den Umbau (evtl. Veranstaltungsreihen), Sponsoren & Partner aus den ansässigen Unternehmen, auch um deren Mitarbeiter an unser Haus zu binden. Fördermitgliedschaften. Als symbolische und tatsächliche Unterstützung der vorzunehmenden baulichen Maßnahmen werden von der Interessengruppe um die Initiative Gelder gesammelt. Wir sind uns bewusst, dass Kultur immer Geld kostet, sei es das Stuttgarter Staatstheater oder das LeoBad. In Kultur investiert man nicht, um Kapitalerträge zu ernten. Investitionen in kulturelle Einrichtungen sind immer Investitionen in die Zivilgesellschaft, in die Bildung und in das Werte-System, und somit auch erst einmal unabhängig von kommerziellem Erfolg. Kulturelle Einrichtungen erweitern den Horizont, binden an den Heimatort und schaffen Perspektiven, die es im Alltag oft nicht gibt. Kulturelle Einrichtungen sind aber auch Wahrzeichen, die weit über die Bewohner der Stadt hinaus Bindeglieder darstellen zwischen Welten und Fronten, Regionen und Einstellungen. Sie sind Orte zum Ausbrechen aus dem Alltag und dem Alltäglichen, wie ein Kurzurlaub, der inspiriert und bereichert. © Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) 2020 Lesen Sie auch die Langfassung unseres Konzepts