Vertagt: (Noch) keine Entscheidung im Gemeinderat

Vertagt: (Noch) keine Entscheidung im Gemeinderat Statt der angekündigten Abstimmung berät eine Projektgruppe über die Zukunft der Alten Schuhfabrik  Kurz vor dem Lockdown im November gab es noch eine Überraschung: Der Gemeinderat hatte seine für 17. November 2020 angekündigte Entscheidung über Sanierung oder Abriss der historischen alten Schuhfabrik ein weiteres Mal verschoben. Stattdessen bildete das Gremium – wohl auch unter dem Eindruck unseres Zukunftskonzepts für eine Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg eine „Projektgruppe Alte Schuhfabrik“, die in einen „Austausch“ mit uns treten sollte. Jede im Gemeinderat vertretene Gruppierung entsandte je eine/n Vertreter/in in die Projektgruppe, ergänzt durch vier Vertreter der Stadtverwaltung.  Offener Gedankenaustausch Am 5. November 2020 trat die Projektgruppe zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Stellvertretend für die Mieter der alten Schuhfabrik war der dreiköpfige Sprecherkreis der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL)  eingeladen, das erarbeitete Konzept vorzustellen. Das haben wir getan. Darüber hinaus haben wir den Gedankenaustausch mit allen an der Projektgruppe Beteiligten als sehr offen und positiv erlebt. Über die konkreten Gesprächsinhalte wurde Vertraulichkeit vereinbart. Immerhin: Eine zweite Sitzung, ebenfalls mit unserer Beteiligung soll folgen. Der Termin steht noch nicht fest. Man einigte sich darauf: Sobald ein spruchreifes Ergebnis vorliegt, dürfen alle Beteiligten damit an die Öffentlichkeit. Es geht voran, wenn auch langsam  Wie immer solch ein Ergebnis aussehen könnte, eins ist klar: Die Projektgruppe kann nur Empfehlungen aussprechen. Die letztendliche Entscheidung trifft der versammelte Gemeinderat. Die Tatsache, dass man miteinander ins Gespräch gekommen ist, ist jedoch aus unserer Sicht schon ein Fortschritt. Es geht also voran, wenn auch – den Umständen entsprechend – langsam und mit weiterhin offenem Ausgang. Das klingt für manche vielleicht etwas unspektakulär, entspricht aber dem derzeitigen Stand der Dinge. Wir werden zu gegebener Zeit wieder informieren.

Rückblick: Was geschah bisher?

Rückblick: Was geschah bisher? Mit dem Tod ihres letzten Eigentümers Erich Haegele am 29. März 2014 ging für die ehemalige Süddeutsche Schuhfabrik an der Eltinger Straße in Leonberg eine Ära zu Ende: Knapp 120 Jahre lang, seit 1896, war sie in Privatbesitz gewesen. Nun wurde sie von den Erben mit Wirkung zum 1. Januar 2015 an die Stadt Leonberg verkauft. Für die zumeist seit Jahrzehnten im inzwischen als Künstlerhaus weithin bekannten Gebäude angesiedelten Nutzer, von den drei Ateliergemeinschaften über den Laden BILD+RAHMEN mit angeschlossener Galerie im Künstlerhaus bis zur städtischen VHS-Kunstschule, änderte sich erst einmal nichts. Die Stadt, die bisher selbst nur einer von mehreren Mietern im Haus gewesen war, übernahm als neuer Eigentümer alle bestehenden Mietverträge. Künstlerische Aktivitäten, Workshops, Ausstellungen, Bild- und Rahmenverkäufe sowie Lehrtätigkeiten liefen wie gewohnt weiter. Abriss-Forderungen Doch ein großes Anwesen in dieser zentralen Innenstadtlage weckt früher oder später Begehrlichkeiten. Nachdem zuvor auf dem lange brach gelegenen Nachbargrundstück, das einst die Privatvilla der früheren Fabrikbesitzer beherbergte, die Seniorenresidenz Seegarten entstanden war, wurden Stimmen laut, die nun einen Abriss des Künstlerhauses forderten. Insbesondere einzelne Sprecher der Freien Wähler und der CDU im Gemeinderat nutzten den sich abzeichnenden Wohnraummangel, um von eigenen Versäumnissen bei der Planung der in direkter Nachbarschaft entstehenden neuen Wohnquartiere auf dem Layher- und Post-Areal abzulenken. Die dort nicht realisierten bezahlbaren Wohnungen werden nun ausgerechnet auf dem Künstlerhaus-Gelände eingefordert. Mit wachsendem Unbehagen verfolgten die Nutzer die teils von populistischen Untertönen durchzogene öffentliche Debatte. Bis Ende 2018 ein provokanter Leserbrief in der örtlichen Tageszeitung zu einer gemeinsamen Stellungnahme (Anm. 1) geradezu herausforderte. Die Stellungnahme wurde ausschnittsweise in der  Leonberger Kreiszeitung (LKZ) wiedergegeben (Anm. 2). Resolution für Erhalt und Sanierung Da die Sichtweise der Betroffenen ebenso wie der kunst- und kulturinteressierten Öffentlichkeit in der bisherigen Debatte so gut wie keine Rolle gespielt hatte, beschlossen die Nutzer, sich von nun an selbst Gehör zu verschaffen. Man traf sich zu Hausversammlungen, diskutierte die lokalpolitische Situation, erarbeitete eine während der 14. Langen Kunstnacht (LaKuNa) im April 2019 mit beträchtlicher Aufmerksamkeit der Besucher und der Lokalpresse vorgestellte Plakataktion zur bewegten Geschichte des Hauses (Anm. 3) und verabschiedete eine Resolution für Erhalt und Sanierung des Künstlerhauses (Anm. 4). Diese wurde Anfang Juli bei der alljährlichen LaKuNa-Besprechung von der überwiegenden Mehrheit der über 40 anwesenden Teilnehmern mit ihrer Unterschrift unterstützt und am 2. Oktober 2019 von einer Delegation der Hausnutzer an Leonbergs Oberbürgermeister Martin G. Cohn überreicht. Gründung der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg Um sich einen Eindruck zu verschaffen, welche Potenziale eine künftig für nötig erachtete Öffnung des Leonberger Künstlerhauses für breitere kunst- und kulturinteressierte Kreise freisetzen könnte, besichtigte eine Gruppe im August das Künstlerhaus Stuttgart. Dieses weist eine in Teilen ähnliche Geschichte auf wie sein Leonberger Pendant.   Die gewonnenen Eindrücke mündeten in einen von September bis November unter Leitung des Kurators der Galerie im Künstlerhaus, Tobias Kegler, veranstalteten Inhouse-Workshop. Dabei konkretisierten die Hausnutzer nicht nur ihre Argumente für Erhalt und Sanierung des Künstlerhauses und trugen die Bausteine für eine künftige erweiterte Hausnutzung zusammen. Sie gaben sich auch erstmals einen organisatorischen Rahmen: Im Verlauf der 4. Hausversammlung am 9. Oktober 2019 wurde die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) gegründet. Die neue Initiative wird von einem dreiköpfigen Sprecherkreis aus Chris Heinemann (Sprecher) sowie Karin Albrecht und Tobias Kegler (Stellvertreter) nach außen vertreten. Vorschlag für künftiges Nutzungskonzept Parallel hatte das Sprechertrio bereits mit der Erarbeitung eines eigenen Vorschlags für ein künftiges Nutzungskonzept begonnen. Ende Januar 2020 wurde es fertiggestellt und am 24. Februar 2020 an die Verantwortlichen der Stadt Leonberg versandt.

Vorstellung: Wer ist die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus?

Die Ziele der Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus Leonberg (IKKL) sind zunächst einmal der Erhalt und die Sanierung der alten Schuhfabrik sowie danach eine Neuausrichtung ihres laufenden Betriebs. Erreicht werden sollen diese Ziele auf Grundlage des von der Initiative erarbeiteten künftigen Nutzungskonzepts sowie in Abstimmung mit Gemeinderat und Stadtverwaltung. Gründungsmitglieder der Initiative KKL sind alle derzeitigen Hausmieter und -nutzer: Fachgeschäft Bild +Rahmen, Galerie im Künstlerhaus, Ateliergemeinschaft Edeltraud Eisenhardt und Brigitte Guggenbiller, Ateliergemeinschaft Karin Albrecht, Thomas Lang, Ateliergemeinschaft Chris Heinemann, Sabine Rempp und Hannelore Schulz und die VHS – Kunstschule. Das am 9. Oktober 2019 gewählte dreiköpfige Sprechergremium besteht aus Chris Heinemann (Sprecher) sowie Karin Albrecht und Tobias Kegler (Stellvertreter). Die freischaffenden Maler Chris Heinemann und Karin Albrecht sind schon seit vielen Jahren in unterschiedlichen im Haus ansässigen Ateliergemeinschaften aktiv. Der freischaffende Fotograf Tobias Kegler ist Kurator der Galerie im Künstlerhaus. Es können und sollen aber auch bislang Außenstehende der Initiative beitreten: natürliche Personen als aktive Mitglieder, juristische Personen wie Vereine, Verbände, Genossenschaften, Unternehmen oder Stiftungen auch als passive Mitglieder.