Afrika-Kunst- und Kulturtage: Abschlusspräsentation begeistert gefeiert
BEWEGEND, MITREISSEND UND SPEKTAKULÄR Schulgemeinschaft und Ehrengäste sparten nicht mit Applaus für die Jugendlichen und ihre afrikanischen Workshop-Leiter Unter dumpfem Trommelschlag zog eine kleine Schar mit geheimnisvollen Masken in den Saal und baute sich vor der Bühne auf. Das Atrium des Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) war am 25. Juli bis auf den letzten Platz besetzt. Dann ertönte Musik, die richtig in die Beine ging. Stürmischer Beifall brandete auf, als 25 Tänzer unter Leitung von Florence Etsey zwei ghanaische Volkstänze aufführten. Eine Gruppe junger Akrobaten, unterstützt von Famous Awoku, zeigte teils atemberaubende Kunststücke, bevor 15 Trommler, angeleitet von Etse Kwawukume, mit westafrikanischen Rhythmen den Saal zum Beben brachten. Die Abschlusspräsentation der Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen und ihrer Workshop-Leiter am Ende der Afrika Kunst- und Kulturtage am Albert-Schweitzer-Gymnasium wurde von der versammelten Schulgemeinschaft einschließlich Familien und Ehrengästen, darunter Leonbergs Oberbürgermeister Martin Cohn, begeistert gefeiert. Die Ergebnisse waren zuvor eineinhalb Tage lang in drei Workshops erarbeitet worden. In den Räumen der VHS-Kunstschule in der Alten Schuhfabrik erläuterte der Recycling-Bildhauer Kwaku Eugen Schütz den rituellen Hintergrund der traditionellen Maskenkulte westafrikanischer Völker. „Die Masken helfen den gläubigen Menschen dabei, Kontakt mit ihren Geistern aufzunehmen, und darüber hinaus erfüllen sie wichtige soziale und psychologische Funktionen in den Dorfgemeinschaften“, so der Künstlerische Leiter. Angeregt von einem Bildband zeichneten die Workshop-Teilnehmer/innen Entwürfe für ihre eigenen Masken. Diese wurden später aus Holzbrettern ausgesägt, mit schwarzer, weißer und roter Farbe bemalt sowie mit farbigen Wollfäden geschmückt. Im ASG-Musikraum übte Trommel- und Tanzlehrer Etse Kwawukume mit der größten Gruppe auf den schweren und mit aufwändigen Schnitzereien verzierten Kpanlogo- und den leichteren Dschembé-Trommeln Rhythmen eines ghanaischen Fischerlieds und die typischen Gahu-Sequenzen eines in ganz Westafrika verbreiteten Freudentanzes ein. Mal lauter, mal leiser, dann wieder kathartisch ansteigend. In Ermangelung eines eigenen Instruments trommelte einer der ASG-Musiklehrer kurzerhand auf einem umgedrehten Plastikpapierkorb mit. Zwischendrin gab es gymnastische Lockerungsübungen und kleine Wettbewerbe. Oder der Workshop-Leiter animierte die Schüler, indem er mit strahlendem Lächeln eigene kleine Tanzeinlagen einbaute. „Atuadi, atuadi“, gefolgt von zweimaligem Händeklatschen, hallte es im Chor durch den Raum, während Etse Kwawukume dazu mit einer kleinen Handglocke den Rhythmus vorgab. Ebenso konzentriert wurde in der Halle des Leonberger Sportzentrums trainiert. Die extra aus Hamburg angereiste Tanz-Pädagogin Florence Etsey studierte mit den Jugendlichen in wechselnden Formationen zu Trommelrhythmen von Famous Awoku verschiedene Choreografien ein, zwei junge ASG-Lehrer tanzten engagiert mit. Die Bewegungen wurden begleitet von Sprechgesang. „Debo, deba …“, sang Florence vor und die Schüler/innen antworteten mit zweimaligem: „Dongolo.“ Von Zeit zu Zeit korrigierte die Workshop-Leiterin Fehlhaltungen oder sorgte für Ruhepausen. Dann wieder übernahm Famous Awoku die Leitung und brachte den Kids allerlei spektakuläre Akrobatikfiguren wie Türme, Pyramiden oder Überschläge bei. In der Mittagspause traf man sich im ASG-Schulhof am Foodtruck-Anhänger des Stuttgarter Restaurants Patacon Obi bei westafrikanischen Leckereien wie frittierten Kochbananen, Falafel, Gemüsereis, Pommes oder panierten und frittierten Gemüsetaschen namens Samosa. „Mich hat beeindruckt, wie selbstbewusst die Schülerinnen und Schüler an die verschiedenen Projekte herangegangen sind“, zog der Künstlerische Leiter, Kwaku Eugen Schütz, eine positive Bilanz der ersten Afrika Kunst- und Kulturtage an ASG und Alter Schuhfabrik. „Die Aufführungen haben bei den Zuschauern auf jeden Fall Eindruck hinterlassen“, hat Mitorganisatorin Gudrun Wagner vom ASG beobachtet. Sie fügte hinzu: „Aber für mich ist die Zeit der Zusammenarbeit fast die wertvollste, und das begeisterte Feedback der beteiligten Schüler*innen und Lehrer*innen macht Mut, weitere Projekte dieser Art zu suchen.“ Auch Chris Heinemann fühlte sich von der „Energie, die während dieser anderthalb Tage in den Workshops zu spüren war,“ angespornt: „Wir werden als Verein auf diesem Weg weitergehen und weiter versuchen, in Leonberg Impulse für ein respektvolles, von gegenseitiger Wertschätzung getragenes Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Milieus zu setzen“, betonte der Vorsitzende des Vereins Kulturfabrik Leonberg. Weitere Fotos finden Sie hier